Neuss Wohlfahrtsverbände fühlen sich von Sparplänen überrumpelt
Neuss · Die freien Wohlfahrtsverbände kritisieren die Stadt für die geplanten Einsparungen im kommenden Jahr. Caritas, Diakonie, DRK, Awo, SKM und Paritätischer werfen der Stadtverwaltung vor, im Haushaltsentwurf die vorher geführten Gespräche mit den Wohlfahrtsverbänden nicht beachtet zu haben.
In diesen hätten sich die Verbände zu Kürzungen bereit erklärt, wenn dafür gemeinsam mit der Stadt langfristig geplant wird. "Die Verwaltung hat dann mit dem Haushaltsentwurf einfach Fakten geschaffen", sagt Norbert Kallen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Verbände. Diakonie-Geschäftsführer Christoph Havers sagt, von den nun vorgesehenen Einsparungen sei in Gesprächen zwei Wochen zuvor keine Rede gewesen. "Das stellt die Verlässlichkeit der Stadt in Frage", sagt Havers.
Der Entwurf für den städtischen Haushalt 2011, der im September eingebracht worden war, sieht erhebliche Einsparungen bei den freien Wohlfahrtsverbänden vor. So soll der Zuschuss für die Geschäftsstellen wegfallen, aus dem die Verbände etwa die Kosten für Buchhaltung oder Geschäftsführung bestreiten. Außerdem will die Stadt unter anderem nicht weiter für die Schuldnerberatungsstellen aufkommen, die nach Ansicht der Stadt der Kreis finanzieren soll. Diakonie-Geschäftsführer Havers kritisiert, dass die Stadt zugleich eine eigene Schuldnerberatungsstelle aufbaue. Dies führe zu höheren Kosten bei einer schlechteren Versorgung. Nach Ansicht der Stadt ist diese Beratungsstelle keine Konkurrenz, da sie sich nur um Wohnungssuchende kümmere.
Sozialdezernent Stefan Hahn widerspricht der Kritik. Er habe den Haushaltsentwurf "schnellstmöglich" mit den Verbänden besprochen, nachdem dieser am 24. September in die Ratssitzung eingebracht worden war — diese Reihenfolge sei vorgesehen. Hahn verteidigt auch die geplante Abschaffung des pauschalen Geschäftsstellenzuschusses. Dieser sei ein "Anachronismus". "Unser Ziel ist es, für konkrete Leistungen zu zahlen."
