Neue Technik in der HNO-Klinik Unsichtbares Hörgerät im „Lukas“ implantiert

Neuss · Erstmals in NRW hat Professor Andreas Neumann einem Schwerhörigen geholfen, der kein normales Hörgerät tragen konnte.

 Andreas Neumann hat erstmalig ein Hörgerät ganz implantiert.

Andreas Neumann hat erstmalig ein Hörgerät ganz implantiert.

Foto: Ulla Dahmen/Lukaskrankenhaus

Dieser Eingriff stellt auch den erfahrenen Operateur vor hohe Herausforderungen: Professor Andreas Neumann, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik (HNO) im städtischen Lukaskrankenhaus, hat einem Patienten jetzt erstmals ein voll implantierbares Hörgerät eingesetzt.

Im Unterschied zu herkömmlichen Systemen gibt es nach Angaben des Krankenhauses kein externes Gerät. Die Technik ist vollkommen unter der Haut verborgen und somit auch von außen nicht sichtbar. Der Eingriff im Lukaskrankenhaus gehört zu den ersten dieser Art in Nordrhein-Westfalen.

Operiert wurde bei dieser Pioniertat ein Mann, der an schwerer Schwerhörigkeit leidet, aber in seinem Beruf ständig einen Helm tragen muss. Hörgeräte herkömmlicher Art, auch die sogenannten teilimplantierten, kommen für ihn aus diesem Grund nicht infrage, erklärt Neumann. Sein Patient ist nun der erste Träger von „Carina“, wie das System des Unternehmens Cochlear heißt.

Beobachtet von interessierten Kollegen, hat Professor Neumann in einer mehrstündigen Operation das System im Mittelohr des Mannes implantiert. Feinarbeit war gefragt. „Winzige Sensoren und Bauteile müssen zusammengefügt und über kleinste Zugänge im Ohr verankert werden“, erklärt der Operateur.

Die Systematik und Funktionsweise ist bekannt: Hörgeräte verstärken den Schall und übertragen ihn durch den Gehörgang zum Mittelohr. Das neue System mit Namen „Carina“ erfasst mit einem Mikrofon den Schall – durch die Haut. Dort wird er elektronisch verarbeitet und zu einem so genannten Aktuator geleitet. Der wandelt die elektrischen Signale in mechanische Vibrationen um und bewegt die Gehörknöchelchen. „Der Patient hört!“, sagt Neumann. Die implantierte Batterie wird drahtlos von außen mittels Induktion aufgeladen; zum Beispiel abends eine Stunde.

Bis der Patient das ausprobieren kann, wird noch etwas Zeit vergehen. Die Operation jedenfalls sei gut verlaufen, sagt Neumann. Nach dem Abheilen werde das System in etwa sechs Wochen „scharf geschaltet“. Erste Messungen unmittelbar nach dem Eingriff geben dem Operateur aber schon eindeutige Hinweise: Der Patient wird gut hören können – dank eines Hörsystems, das niemand wird sehen können.

(NGZ)
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