Berufe am Theater Die letzte Instanz

Serie | Neuss · Engelbert Rieksmeier ist Werkstattleiter am Landestheater, packt aber gerne mit an, wenn es um knifflige Aufgaben geht. Früher hat er nämlich gern an Motorrädern herumgebastelt.

 Engelbert Rieksmeier ist ein gelernter Schreiner und seit 2018 (anfangs kommissarisch) Werkstattleiter.

Engelbert Rieksmeier ist ein gelernter Schreiner und seit 2018 (anfangs kommissarisch) Werkstattleiter.

Foto: MAX SCHUBERT

Als Engelbert Rieksmeier vor mehr als 30 Jahren am RLT anfing, wusste er nicht, dass er mal Werkstattleiter werden würde. Denn also solcher arbeitet der 50-Jährige heute, ist gewissermaßen der Chef hinter den Kulissen. „Aber natürlich haben die Abteilungen auch ihre Chefs“, sagt er lachend, der damals selbst als Schreiner kam, aus einer Tischlerei in Düsseldorf. Am Theater zu arbeiten – das war etwas ganz anderes, befand er damals und befindet es noch heute. Denn am Theater werden Dinge gebaut, die nicht wirklich funktionieren: Waschmaschinen, die über die Bühne spazieren, oder eben Cadillacs wie für „Cash“.

„Das war schon eine besondere Herausforderung“, sagt Rieksmeier, der sich auch noch genau an seine erste Theaterproduktion am RLT erinnern kann: „Das Liebeskonzil“. Doppelt so viele Männer wie sonst habe er für den Cadillac gebraucht, sagt er lachend, und natürlich hofft er, dass die Premiere des Stücks irgendwann doch noch stattfinden kann.

Kurzarbeit ist für Rieksmeier ein Fremdwort: „Anfangs habe ich sogar gedacht, die Arbeit wird weniger.“ Doch das Gegenteil sei der Fall gewesen, meint er, denn zum einen wurde weitergeprobt und zum anderen macht er auch alles andere am RLT. „Etwa wenn neue Tische wie jetzt in der ,Diva’ gebraucht werden.“ Als Werkstattleiter schaut er auf alle, auf die Schreinerei, auf die Requisite, auf den Malsaal, auf die Polsterei, auf die Maske...

Und immer wenn es um Ideen geht, wie etwas auf der Bühne sich bewegen kann, packt er mit an. Baut Scheibenwischermotoren ein, oder „frickelt rum“, bis es passt. „Man muss sich was einfallen lassen“, sagt er fast lapidar. Sein persönlicher Vorteil dürfte dabei sein, dass er sich mit Motoren gut auskennt: Weil er gern an Motorrädern,  gebastelt hat, sagt er.

Als Werkstattleiter ist er schon in der ersten Konzeptionsbesprechung für eine Produktion dabei. Bespricht sich mit dem Bühnenbildner, überlegt, wie dessen Konzept auch mit dem Brandschutz und/oder den Arbeitssicherheitsbedingungen überein zu bringen ist . „Wichtig ist auch, wie sich die Dinge auf kleineren Bühnen umsetzen lassen“, sagt er, deshalb gehörten auch Fragen wie „Kann man das auseinandernehmen?“ oder „Können die Bühnentechniker das Ganze auch schleppen?“ dazu.

Für die erste Bauprobe wiederum wird dann so getan, als ob. Dummies markieren das Bühnenbild und erst mit der Werkstattabnahme steht fest, was wirklich umgesetzt und gebaut werden konnte. Sieben Mitarbeiter, darunter drei Azubis, hat er unter sich. Und dieses Team zusammenzuhalten, gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben. „Das ist eine Top-Mannschaft“, sagt Rieksmeier lobend, „so was hatten wir noch nicht.“ Er mag das familiäre Klima am RLT sehr, die vielen Gespräche.

Sein Arbeitstag beginnt morgens um sieben, meistens ist er um vier oder fünf Uhr fertig. Abenddienste habe er nicht, sagt Rieksmeier, aber: „Vor Premieren kann schon mal Nachtarbeit angesagt sein.“

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