Neuss Letzte Chance für Schraubenfabrik

Neuss · Der Insolvenzverwalter muss bis zum 1. April eine Lösung für Whitesell finden.

 "Wir sind Whitesell auf Gedeih und Verderb ausgeliefert": Karlheinz Salzburg nach der Betriebsversammlung in dem insolventen Werk.

"Wir sind Whitesell auf Gedeih und Verderb ausgeliefert": Karlheinz Salzburg nach der Betriebsversammlung in dem insolventen Werk.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Zeit arbeitet gegen die 300 Beschäftigten des insolventen Automobilzulieferers Whitesell. Das machte gestern der vorläufige Insolvenzverwalter Biner Bähr in einer ersten Betriebsversammlung nach dem Insolvenzantrag des US-Konzerns für seine deutsche Tochter deutlich. Bis zum 1. April muss Bähr eine Lösung für die Neusser Schraubenfabrik gefunden haben. Gelingt ihm das nicht, drohen aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden Karlheinz Salzburg "Massenentlassungen oder Liquidation des Werkes".

Die Stimmung im Betrieb sei gedrückt, sagt Salzburg. Einerseits sei man zwar froh, Whitesell, der den Standort Neuss zum 1. Januar 2014 mitsamt drei weiteren Werke der insolventen Ruia-Gruppe übernommen hatte, endlich los zu sein. "Aber wir sind Whitesell auf Gedeih und Verderb ausgeliefert", stellt er fest. Gibt der US-Investor, der das Sachvermögen der Werke komplett abgespalten und an eine Luxemburger Holding übertragen hat, dieses nicht frei, wird sich für das Neusser Werk kein neuer Investor finden. "Wenn Whitesell nicht kooperiert, sind wir hoffnungslos verloren", sagt Salzburg. Denn nach dem 1. April läuft das Konkursausfallgeld aus, dann müsste der Betrieb verlustfrei wirtschaften.

Die Rückgewinnung von Kunden hat deshalb jetzt dringlichste Priorität, sagt Salzburg. Viele habe der US-Investor mit seinen Geschäftspraktiken verprellt, so dass das Werk auf einen Zwei-Schichten-Betrieb heruntergefahren wurde.

"Was hier passiert, ist von uns nicht zu beeinflussen", erklärt Heinrich Thiel, der SPD-Stadtverordnete für den Wahlkreis Südliche Furth, der am Werkstor das Gespräch mit den Beschäftigten sucht. "Es war gut, dass wir uns als Rat mit einer Resolution eindeutig auf die Seite der Mitarbeiter gestellt haben", sagt er. Einer davon ist Robert M., seit 19 Jahren im Betrieb: "Drei Mal waren wir insolvent, immer wurde es ein Stückchen weniger. Jetzt ist fast nichts mehr da."

(NGZ)
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