Neuss Stadt wirbt für sich als Hochschulstandort

Neuss · Vier Hochschulen bilden in Neuss Fachkräfte aus. Damit will die Wirtschaftsförderung Unternehmen anlocken. Das könnte Wasser auf die Mühlen derer sein, die sich einen gemeinsamen Campus am Wendersplatz wünschen.

 Der Wendersplatz ist heute ein Parkplatz zwischen dem Neusser Hafen (links) und dem Rennbahnpark (rechts).

Der Wendersplatz ist heute ein Parkplatz zwischen dem Neusser Hafen (links) und dem Rennbahnpark (rechts).

Foto: Jürgen Brefort

Gewiss, Neuss ist keine Universitätsstadt. Dennoch hat sich die Stadt in den vergangenen sechs Jahren zu einem Hochschulstandort entwickelt, mit dem die Wirtschaftsförderung der Stadt nun national Werbung machen will: Bei der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real im Oktober in München, bei der traditionell wichtige Ansiedlungs-Deals beginnen, wird die Wirtschaftsförderung der Stadt erstmals mit der geballten Bildungskompetenz der versammelten Einrichtungen um die Gunst der Unternehmen buhlen. "Wir wollen das jetzt stärker nach außen positionieren", sagt Frank Wolters, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Am Donnerstag stellte er die Plan im Wirtschaftsausschuss der Stadt vor - und erntete viel Zuspruch der Stadtverordneten.

Vier zum Teil private Hochschulen haben sich in der Stadt bereits niedergelassen. Mehr als 3000 Studenten lernen an der Hochschule Neuss, der Europäischen Fachhochschule (EUFH), der Fachhochschule für Oekonomie und Management (FOM) und der Fernuniversität Hagen. Womöglich kommt bald ein Ableger einer fünften Einrichtung hinzu. Wie Wirtschaftsförderer Wolters unserer Zeitung erklärte, liefen derzeit Gespräche mit der Hochschule Niederrhein in Krefeld und Mönchengladbach vor allem über einzelne Kooperations-Projekte, aber auch über eine "Vertiefung der Zusammenarbeit". Und dazu gehört auch die Perspektive einer räumlichen Annäherung. Alle Neus-ser Hochschulen haben vor allem den wirtschaftlichen Schwerpunkt.

Womöglich kommt dann auch noch einmal die Idee eines gemeinsamen Campus der vier Hochschulen am Wendersplatz ins Spiel. Diese Variante hatten die Grünen im vergangenen Jahr ins Gespräch gebracht. Einzig die FOM hatte damals mit einer Ablehnung auf das Vorhaben reagiert, die anderen Institute indes hielten sich mit Bewertungen zurück. Die Planungskosten für einen städtebaulichen Wettbewerb für den Wendersplatz am Hafen sind im Haushalt der Stadt berücksichtigt worden. 50 000 Euro hat die schwarz-grüne Koalition dafür in dieem Jahr reserviert. Der Stadtverordnete Michael Giesen (Grüne) ermunterte die Wirtschaftsförderung im Ausschuss dazu, das Bildungsprofil der Stadt ins Schaufenster zu stellen: "Wir begrüßen das ganz ausdrücklich vor dem Hintergrund der Campus-Idee am Wendersplatz. Wir wünschen uns eine detaillierte Vorstellung des Konzepts für die Expo Real."

Für Unternehmen spielt es bei der Wahl des Standortes durchaus eine Rolle, welche Bildungseinrichtungen es in einer Stadt gibt. Viele Hochschulen sprechen einerseits für ein hohes Potential an möglichen Fachkräften am neuen Standort und andererseits für vielfältige Möglichkeiten, die eigenen Mitarbeiter bei Bedarf berufsbegleitend weiter zu bilden. Gerade dies gehört zu den Schwerpunkten der Neusser Hochschulen.

"Gerade vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftebedarfs spielt es eine große Rolle, Schnittstelle zwischen Ausbildung, Wissenschaft und Unternehmen zu sein", sagt Wolters. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hatte die Stadt unter der Woche erst in einer Stellungnahme zum Haushalt gerade erst dazu, die erfolgreiche Ansiedlungspolitik der vergangenen Jahre fortzuführen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort