Neuss Den Traum vom eigenen Stück erfüllt

Neuss · "Zirkus – ein Hundeabenteuer" ist ein Stück von Sergio Abajur und hat im Theater am Schlachthof Uraufführung.

 Straßenhund Tuca (.) und die wohlbehütet in einem herrschaftlichen Haus aufgewachsene Pudelhündin Nina (r.) fangen an der Seite des Zirkusdirektors – ein gutmütiger Bernhardiner – ein neues Leben an.

Straßenhund Tuca (.) und die wohlbehütet in einem herrschaftlichen Haus aufgewachsene Pudelhündin Nina (r.) fangen an der Seite des Zirkusdirektors – ein gutmütiger Bernhardiner – ein neues Leben an.

Foto: Sergio Abajur

"Zirkus — ein Hundeabenteuer" ist ein Stück von Sergio Abajur und hat im Theater am Schlachthof Uraufführung.

Der Anfang in Deutschland war schwer. In seiner Heimat Brasilien war Sergio Abajur ein gefragter Schauspieler, Sänger, Regisseur, Autor und Bühnenbildner, kam trotzdem der Liebe wegen vor acht Jahren nach Deutschland und stand schon nach wenigen Wochen vor der Frage, wie es beruflich weitergehen könnte. "Ich sprach kaum Deutsch, konnte gerade ,Guten Morgen' sagen", erzählt er, "aber ich bereue meinen Schritt bis heute nicht." Nicht nur, weil die Liebe zu seinem Lebensgefährten immer noch hält, sondern auch, weil er sich Zug um Zug als Künstler etablieren kann.

Den ersten Schritt ermöglichte ihm ein Neusser Theaterprojekt. Für das Musical "Jesus Christ Superstar" der Alten Post und der Musikschule im Globe 2008 hatte ihn Regisseur Sven Post zunächst als Maskenbildner erst hinter die Bühne und dann mit einer kleinen Rolle auch auf die Bühne geholt. Der Kontakt hielt sich, der Brasilianer lernte Deutsch und bekam mehr und mehr Ausstattungsaufträge für andere Projekte an der Alten Post und dann auch am Theater am Schlachthof.

Und jetzt steht seine erste eigene deutsche Theaterproduktion vor der Premiere. "Zirkus — ein Hundeabenteuer" heißt das Stück, das Abajur mit Tanja Emmerich entwickelt hat und seine Uraufführung im TaS feiert. Denn das Haus liebe er, sagt Abajur. Und nicht nur dieses Bekenntnis ist es, was TaS-Chef Markus Andrae bewegte, die Bühne als Kooperationspartner für Abajur zur Verfügung zu stellent: Der Brasilianer gehört dort längst als Ausstatter auch zum festen Team.

Deutsch spricht der Brasilianer noch nicht perfekt, aber mit großem Charme. Und wenn er manchmal schneller denkt, als ihm die Vokabeln einfallen, greift er halt auf seine beruflichen Fähigkeiten zurück und spielt vor, wie etwa die Menschen in Deutschland reagieren, wenn ein Pärchen wie er und sein Freund mal mit, mal ohne Hund in einem Bus sitzt ...

Wenn er von seinem "Zirkus" spricht, ist seinem Gesicht abzulesen, wie glücklich er mit seinem jüngsten Projekt ist. Gleichwohl sagt er auch: "Ich will unbedingt noch besser Deutsch lernen, damit ich wieder als Schauspieler arbeiten kann." Für den "Zirkus" aber macht er sogar alles in Personalunion, ist als Autor, Darsteller, Regisseur, Maskenbildner und Ausstatter zuständig, aber hat sich aber auch Mitstreiter geholt.

Da ist zum Beispiel Tanja Emmerich. Ballettlehrerin, Choreographin und dazu noch gute Freundin, die seinen Text in Form gebracht hat und auch auf der Bühne steht. Ebenso wie Abajur hofft sie darauf, dass das "Zirkus"-Stück von Neuss aus in andere Städte zieht: "Wir wollen damit möglichst viel und an anderen Orten auftreten." Dass die Geschichte große wie kleine Zuschauer packen wird, steht für sie außer Frage: "Einmal im Zirkus auftreten — davon träumen viele Kinder und der eine oder andere Erwachsene auch."

Denn vom Mut, an seine Träume zu glauben, handelt das Stück für Kinder ab fünf Jahren, und das wird über vier Hunde transportiert, die alle kein Zuhause mehr haben. Boris war mal Polizeihund; die Pudeldame Nina lebte einst gut behütet in einem große Haus; Tony ist seinem bösartigen Herrchen ausgebüxt und Tuca ein Strolch von der Straße. Irgendwie finden sie sich auf der Straße, gründen einen Zirkus, um zu zeigen, dass sie noch so vieles draufhaben: Singen, Tanzen, Akrobatik.

Dass das ein bisschen nach den Bremer Stadtmusikanten klingt, bestätigt Abajur sofort. Auch sein Stück sei ein Märchen, die Masken für die Hunde zeigten auch ihre Charaktere. Letzteres gilt auch für die Musik, die Fabian Haupt geschrieben hat. Der Musik- und Medien-Student spielt auch den Tony, hat sich für die Songs aller Stile bedient — von Hip Hop bis Blues.

Sich selbst hat Sergio Abajur übrigens die Rolle des Straßenköters Tuca auf den Leib geschrieben. "Der kommt aus einem fremden Land, ist von Urlauber mitgebracht und ausgesetzt worden", erzählt er. Und ergänzt lachend: "Da fällt es nicht so auf, dass ich noch nicht perfekt Deutsch spreche."

Info Die Premiere ist ausverkauft; für Sonntag, 27. Januar, 15 Uhr, gibt es noch Karten (8,80 Euro) unter 02131 277499

(NGZ/rl)
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