Neuss CDU will ihr Profil schärfen

Neuss · Auch die Neusser CDU diskutiert, ob das Konservative zu kurz kommt. Parteichef Jörg Geerlings fordert, "klare Kante" zu zeigen. Vorgänger Cornel Hüsch kämpft für die soziale Großstadt in einem christlich geprägten Neuss.

 Jörg Geerlings: „Der Konservativismus ist keine Antihaltung.“

Jörg Geerlings: „Der Konservativismus ist keine Antihaltung.“

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Wenn über den Begriff "konservativ" diskutiert wird, wie derzeit in der Bundes-CDU, empfiehlt Cornel Hüsch (48) nicht nur auf Großstädte wie Berlin mit neuen Lebensentwürfen ihrer Einwohner zu schauen, sondern auch auf christdemokratische Stammlandschaften wie den kirchlich-katholisch geprägten Niederrhein. "Die CDU darf ihren inhaltlichen Kern nicht auflösen", fordert der ehemalige Neusser Parteichef.

 Cornel Hüsch: „Der kirchlich-katholische Niederrhein prägt die CDU.“

Cornel Hüsch: „Der kirchlich-katholische Niederrhein prägt die CDU.“

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Für seinen Nachfolger, den Neusser CDU-Vorsitzenden Jörg Geerlings (38), stehen im Wertekanon seiner Partei die Attribute "konservativ, sozial und liberal" gleichberechtigt nebeneinander. So schwer es sei, diese Überzeugungen in praktische Politik umzusetzen, so erwarte der Bürger dennoch zu recht, dass alle — von der Bundesvorsitzenden bis zum einfachen Mitglied in Neuss — "öfter klare Kante" zeigen. Es dürfte spannend werden, wenn die Neusser CDU am kommenden Montag auf einer Mitgliederversammlung diskutiert, "wohin der Weg der CDU in den nächsten Monaten führen soll."

 Karl-Heinz Baum: „Die Wertediskussion ist im vollen Gange.“

Karl-Heinz Baum: „Die Wertediskussion ist im vollen Gange.“

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Wolfgang Schulhoff, Ehrenvorsitzender der Düsseldorfer CDU und Präsident der Handwerkskammer, erzählt gern von einer Ordensschwester, um den Begriff "konservativ" zu erklären. So vor wenigen Wochen in der Düsseldorfer Stadtpost unserer Zeitung: "Sie sagte, ihre Mutter habe früher nur das eingemacht, also konserviert, was sich aufzuheben lohnte." Besser könne man Konservativismus nicht beschreiben: "Man soll alles prüfen, das Gute behalten und sich — wo es besser ist — für das Neue öffnen." Der Reaktionär hingegen wolle alles behalten. Konservativ zu sein, ist laut Schulhoff progressiv.

 Helga Koenemann: „Wir müssen Sozialverbände finanziell gut ausstatten.“

Helga Koenemann: „Wir müssen Sozialverbände finanziell gut ausstatten.“

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Für Cornel Hüsch gehört der Schutz der Schwachen in der Gesellschaft zu den Säulen der (Neusser) CDU-Politik. Daher halte er den Ansatz, die Zuschüsse für die Freien Träger zu kürzen — so wie von Kämmerer Frank Gensler vorgeschlagen — für falsch. Wer in diesem Punkt dem Etatentwurf der Verwaltung folge, "der gefährdet die soziale Großstadt Neuss". Das sieht auch Ratsfrau Helga Koenemann so: "Wir müssen die Sozialverbände finanziell so ausstatten, dass sie die ihnen übertragenen Aufgaben auch gestalten können." In diesem Punkt sei sie "konservativ". Ihr Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Baum sieht die "Wertediskussion im vollen Gange". Die Volkspartei CDU werde nicht mit Populismus punkten können. Gefragt seien sachgerechte Entscheidungen, "zu denen wir dann auch stehen".

Parteichef Geerlings freut sich auf die Diskussion am Montag: "Konservativismus ist keine Antihaltung, sondern eine Orientierung auf dem Weg zur Antwort."

(NGZ)
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