Neuss Junge Detektive der Geschichte

Neuss · Rund 50 Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums beteiligen sich an einem Geschichtswettbewerb im Auftrag des Bundespräsidenten. Ihr Thema: Lokale Skandale. Die Chancen stehen gut – auch dank eines engagierten Lehrers.

Stundenlanges Recherchieren in verstaubten Archiven, aufwendiges Suchen nach Zeitzeugen, lange Nachmittage am Computer – die meisten Schüler können sich wohl ein aufregenderes Programm abseits des Unterrichts vorstellen. Doch am Marie-Curie-Gymnasium gibt es eine Gruppe von rund 50 Jugendlichen, die mit Ehrgeiz und Spaß bei der Sache sind. Die Schüler der Stufen acht bis 13 beteiligen sich am alle zwei Jahre ausgerufenen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten und der gesellschaftlich engagierten Körber-Stiftung.

Wissenschaftliche Arbeit

Das Thema lautet "Ärgernis – Aufsehen – Empörung: Skandale in der Geschichte". Aufgabe der Schüler ist es, in ihrem direkten lokalen Umfeld eine entsprechende Geschichte zu recherchieren und eine umfassende wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Unterstützt werden sie dabei von Geschichts- und Lateinlehrer Michael Kahlki, 59, der seit 20 Jahren Schüler durch den Wettbewerb begleitet.

Als er im Jahr 2003 an die Schule im Neusser Norden kam, fragte er während des Unterrichts, ob jemand Interesse an dem Projekt habe. "Die Resonanz war von Anfang gut, und sie wurde jedes Mal besser", sagt er. Schon die erste Teilnahme der Neusser Gymnasiasten war ein voller Erfolg: Im bundesweiten Vergleich landeten sie auf dem dritten Platz. Allein in NRW hatten sie sich gegen rund 700 Mitbewerber durchgesetzt, in ganz Deutschland waren sie in den Top 3 von bis zu 2200 Einsendungen.

Insgesamt loben Bundespräsident und Stiftung Preise im Wert von 250 000 Euro aus. Doch es gibt auch Stipendien und Praktika zu gewinnen. "Ein Schüler hat ein vierwöchiges Praktikum an der Deutschen Oper in Berlin gemacht, andere schickte die Körber-Stiftung zu Instituten in Moskau oder Belgrad", erzählt Kahlki.

Bis zum möglichen Gewinn ist es für die aktuellen Teilnehmer aber noch ein langer Weg. Am 28. Februar 2011 müssen sie ein fundiertes Werk mit Quellenangaben, Interviews, Fotos und Grafiken abliefern. Acht Gruppen bearbeiten jeweils ein Thema, unter anderem die umstrittene Neubebauung des Meererhofs in der Nachkriegszeit.

Für Michael Kahlki ist es nicht nur schön zu sehen, wie selbstverständlich die Schüler ihre Freizeit für das Projekt aufgeben. Den 59-Jährigen, der neben Latein und Geschichte auch Biologie und Philosophie unterrichtet, faszinieren auch die "gruppendynamischen Prozesse". "Es ist toll zu sehen, wie sich die Schüler zu einem Team zusammenfinden, weil sie ein großes Ziel haben." Für ihr späteres Berufsleben sei das ein perfektes Training.

Einige fangen schon ganz früh an. "Meine Frau, die auch Lehrerin ist, hatte einen Drittklässler an ihrer Grundschule, der allein 50 Seiten geschrieben hat – mit der Hand." Er gewann den NRW-Förderpreis.

(NGZ)
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