Nettetal Schweres Los für Gesamtschule

Nettetal · Fast doppelt so viele Bewerber wie Plätze zählt die Gesamtschule Nettetal für die fünften Klassen. Für das kommende Schuljahr mussten 94 Schüler abgelehnt werden. Sie verteilen sich nun auf die anderen Schulen.

Für Schulleiter Roland Schiefelbein sind diese Tage keine leichten: Unablässig rufen enttäuschte Eltern in der Gesamtschule an, die fest mit einem Platz für ihr Kind gerechnet hatten und nun den Ablehnungsbescheid in den Händen halten. "Diese Situation ist eine Katastrophe", sagt der Rektor.

Jeder zweite Grundschüler

Jedes Jahr melden sich an der Nettetaler Gesamtschule wesentlich mehr Schüler für die Eingangsklassen an, als Plätze vorhanden sind. Was einerseits ein gutes Zeichen für den Ruf einer Schule ist, stellt sie andererseits vor eine schwierige Aufgabe: Eine Vielzahl von Ablehnungen muss an Eltern verschickt werden, denen zuvor die Gesamtschule empfohlen wurde. "Uns bleibt leider nichts anderes übrig", sagt Schiefelbein, der mit den meisten Eltern danach noch ausführliches Gespräche führt. "Es ist wirklich schwierig, denn viele Eltern glauben, sie hätten etwas falsch gemacht." Dabei haben die Eltern gar keinen Einfluss auf die Platzvergabe. Entschieden wird nach dem einzig gültigen Kriterium, der so genannten "Leistungsheterogenität": Das heißt, es werden drei Leistungsgruppen gebildet, aus denen zu gleichen Anteilen Schüler per Los ausgewählt werden.

In Nettetal bewirbt sich fast jeder zweite Schüler der Grundschulen um einen Platz an der Gesamtschule. 210 Anmeldungen zählte die GE Nettetal für das kommende Schuljahr. Es gibt aber nur 116 Plätze, sodass 94 Schüler abgelehnt werden mussten. Die Bescheide wurden im Februar verschickt.

Zügigkeit und Klassenstärke werden von der Stadt vorgegeben. Mit vier Fünferklassen à 29 Schülern startet das Schuljahr 2010/2011 am 29. August in Nettetal. "Wir bewegen uns damit am oberen Limit, mehr Kinder können wir nicht annehmen", sagt Schiefelbein. Wer nicht zugelassen wurde, muss sich jetzt an einer anderen Schulform bewerben. Die 94 Schüler verteilen sich vor allem auf Haupt- und Realschulen.

Die ohnehin große Beliebtheit der Gesamtschule hat nach Angaben von Roland Schiefelbein mit G8 weiter zugenommen. An der Gesamtschule wird das Abitur "erst" nach 13 Jahren absolviert. Und: "Eltern melden ihre Kinder bevorzugt an der Gesamtschule an, weil sie wissen,dass sie dann nicht eines Tages die Schule wechseln müssen, wenn Leistungen schwächer werden." Das Gefühl von Sicherheit spiele eine wichtige Rolle.

In Rheinland-Pfalz hat es vor dem Verwaltungsgericht Koblenz kürzlich einen Entscheid gegeben, der auch für NRW Folgen haben könnte. Eltern hatten den Platz an der Wunschschule ihres Sohnes eingeklagt. Die Begründung: Das Auswahlverfahren soll nicht nach gerechten Kriterien erfolgt sein. Sie bekamen Recht, der Sohn erhielt per Eilverfahren den erhofften Platz an eine-r Gesamtschule. Roland Schiefelbein sieht hierin keine Gefahr für seine Schule. "Wir halten uns im Vergabeprozess strikt an das einzige gesetzlich vorgeschriebene Kriterium", sagt Schiefelbein. "Deshalb denke ich, haben wir da nichts zu befürchten." FRAGE DES TAGES

(RP)
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