Nettetal Makelloses Grundstück

Nettetal · Ein Jahr lang hat der Schaager Unternehmer Hejo Meertz die Industriebrache an der Annastraße von Altlasten befreit. Dabei ging er für das 1,3 Millionen-Euro-Projekt hohe Risiken ein. Jetzt beginnt die Vermarktung.

Das vergangene Jahr hat Hejo Meertz einige schlaflose Nächte beschert. Den Schaager Bauunternehmer plagten Albträume, das Altlasten-Risiko auf dem ehemaligen TVN-Gelände an der Annastraße sei unkalkulierbar und existenzbedrohend. Inzwischen ist er wieder uneingeschränkt zuversichtlich: „Das meiste ist geschafft“, sagt er gestern.

Meertz hat vor einem Jahr mit der Sanierung des Geländes begonnen. Er wandelt es um von einer geschichtsträchtigen Industriebrache in ein Wohnbauland. Rund 1,3 Millionen Euro steckt der Schaager in das Gelände, das er Ende 2006 aus der Insolvenzmasse heraus kaufte. Ein großer Batzen Geld wird niemals sichtbar sein: Meertz hat die 3000 m2 große Fläche so durchgreifend saniert, dass der Kreis Viersen sie ohne Vorbehalte aus der Lister der „Altlasten-Verdachtsflächen“ streichen wird.

Mittelprächtiger Schaden

Der Verdacht hat sich als mittelprächtiger Umweltschaden entpuppt. Die ab 1850 hier operierenden Hoffmann’schen Lederfabriken schrieben bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hier ein Stück niederrheinischer Industriegeschichte. Nach 1945 siedelten auf dem Gelände Unternehmen für Textilveredlung und der Fertighausbauer Renolit. Letzter verschwand bereits in den siebziger Jahren, der Textilveredler war 2004 pleite. Dass in den 1970er-Jahren bereits Flächen abgeräumt und nach damaligen Standards saniert wurden, war im nachhinein ein glücklicher Umstand für Meertz.

Lederverarbeitung, Kunststoffe und Textilveredler sind Branchen, die Fachleute aufhorchen lassen. Als Meertz kaufte und einige tausend Quadratmeter Hallenfläche abriss, begannen umfangreiche Untersuchungen nach Altlasten. Die fanden sich unter Beton zuhauf. Mehr als ein Dutzend Gerbgruben mit Lohe, die zum großen Glück von Meertz nicht in den Untergrund oder ins Grundwasser gesickert war, entdeckten die Fachleute als Reste der Lederverarbeitung. „Unglaublich hartes Mauerwerk“, das innen mit Eichenhölzern und einer Tonschicht ausgekleidet war, verhinderte schon im 19. Jahrhundert größere Umweltschäden. Im Kesselhaus war reichlich Öl ins Erdreich eingedrungen, die Aachener Geobit suchte außerdem sorgfältig nach Chemikalien, die bei der Kunststoff- und Textilbearbeitung frei gesetzt werden.

Rund 500 Kubikmeter belastetes Erdreich transportierte Meertz im Laufe des vergangenen Jahres ab. Zurück bleibt demnächst ein „makelloses Grundstück“, versichert Rainer Röder vom Kreis Viersen. Gutachter Jürgen Heldens will im Laufe des Februar, wenn der fünfte Sanierungsabschnitt abgeschlossen ist, seinen Bericht vorlegen. Gleich darauf beginnt Meertz mit dem Bau von Einfamilien- und Doppelhäusern an der Rückseite. An der Annastraße hat er bereits die Büroräume in neun bis zu 100 m2 große Wohnungen umgewandelt. Acht sind schon vermietet.

(RP)
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