Nettetal Bürgerbus auch in Nettetal?

Nettetal · Die CDU zweifelt an der Effizienz des Anruf-Sammel-Taxis. In vielen Städten fahren Bürgerbusse seit Jahren mit großem Erfolg und deutlich wachsenden Fahrgastzahlen. Die Grundlage bilden Vereine mit ehrenamtlichen Fahrern.

So ein Bürgerbus ist eine feine Sache. Am Steuer sitzen, wie der Name schon sagt, Bürger einer Stadt. Sie kutschieren andere Bürger von A nach B. Man plauscht unterwegs, die Fahrt kostet einen bis zwei Euro, und wer nicht mehr so gut auf den Beinen ist, muss nicht Verwandte oder Nachbarn behelligen mit dem Wunsch: Bringst du mich bitte mal nach ..." Preiswert kann diese Form der kollektiven Beförderung auch sein.

Genau das sagte sich CDU-Ratsherr Christian Stein, als seine Fraktion sich Zahlen zum Haushalt des kommenden Jahres anschaute. Das lange als famose Errungenschaft einer Flächenstadt wie Nettetal gefeierte Anruf-Sammel-Taxi, kurz AST, ist nämlich ein teures Mobilitätsvergnügen für den Bürger. Im vergangenen Jahr nutzten es 9546 Fahrgäste für 7946 Fahrten. So subventionierte der Steuerzahler monatlich mit 8,81 Euro jeden Fahrgast, der selbst nur durchschnittlich 2,53 monatlich zahlte.

In Schwalmtal, in Willich und in Tönisvorst gibt es Bürgerbusse. In Tönisvorst haben sie Bürgerbusse in 13 Jahren mehr als 100 000 Fahrgäste befördert. Der Bürgerbusverein hat soeben einen neuen Bus in Empfang genommen. Auch der vierte Bus im Team ist ein Mercedes-Sprinter mit Automatikgetriebe und einer Schwingtüre, die das Ein- und Aussteigen erleichtert.

70 000 Euro kostet das Modell mit Sonderausstattung. Die Hälfte der Kosten trägt das Land, die andere Hälfte kommt aus anderen öffentlichen Mitteln. Spender und Sponsoren unterstützen den Bürgerbus-Service. Rund 40 Fahrer sind ehrenamtlich im Dienst. Tönisvorst hatte 1999 den Verein "Bürgerbus Tönisvorst" gegründet. Die Siebensitzer bringen von montags bis freitags Fahrgäste von 6.40 Uhr morgens bis 19.40 Uhr abends aus den Wohngebieten in die St. Töniser Innenstadt, sie fahren Einkaufszentren und Ärztehäuser an.

Ähnlich verhält es sich in der Stadt Willich. Dort gibt es zwei Bürgerbus-Vereine. In Anrath beförderten im vergangenen Jahr 38 Fahrer rund 9300 Fahrgäste. Im Stadtteil Willich sind ebenfalls mehr als 30 Fahrer unterwegs, sie beförderten im vergangenen Jahr mehr als 14 900 Fahrgäste. Der Verein wurde erst 2007 gegründet und begrüßte schon im April 2011 den 50 000. Fahrgast.

"Wir möchten, dass die Verwaltung die Einrichtung eines Bürgerbusses prüft, nicht als Alternative, aber zumindest als Ergänzung zum AST", sagt Stein. Er befürwortet einen "Systemwechsel", weil er den Haushalt entlasten werde, bürgerschaftliches Engagement fördere und eine soziale Komponente habe.

Zu den Vorteilen gehört, dass ein Bürgerbus nicht zwingend ein festes Liniensystem haben muss und eine hohe Flexibilität zulässt. Die CDU will auf keinen Fall die Versorgung der Außengebiete vernachlässigen. Vielleicht gibt es die Chance, eine Verbindung mit Venlo herzustellen.

(RP)
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