Nettetal Am Ende steht der Anfang

Nettetal · Grenzlandgespräch "Kurs 21": Das Kreislaufkonzept "Cradle to Cradle" soll nicht die Welt retten, sondern einen Ansatz für einen zugleich freudigen und vernünftigen Umgang mit Ressourcen bieten.

Cradle to Cradle (C2C), von der Wiege zur Wiege, ist ein vom deutschen Chemiker Professor Dr. Michael Braungart entwickeltes Kreislaufkonzept. In Deutschland skeptisch betrachtet, ruft es in den Niederlanden Begeisterung hervor. Die Provinz Limburg hat C2C zum zentralen Leitbild für Nachhaltigkeit erhoben. Die Kreis-Volkshochschule hatte in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Post zu einem Kurs-21-Grenzlandgespräch über die Bedeutung und Chancen des Konzepts eingeladen.

Unter der Leitung von RP-Redakteur Ludger Peters diskutierten drei Experten und ein vielköpfiges Publikum über das Cradle-Prinzip und seine praktische Anwendbarkeit. Paul Levels, Referent für Nachhaltigkeit bei der Provinz Limburg, erinnerte an die Entdeckung des Konzepts in den Niederlanden. Das Thema "Nachhaltigkeit" sei unbeliebt gewesen, weil es stets auf Umweltschutz beschränkt war, was die Menschen mit Verboten und Verzicht verbanden.

Konzept zur Floriade 2012

C2C sei sofort auf Interesse gestoßen. So werde das Konzept bei der Welt-Gartenbauausstellung Floriade 2012 angewendet. Das Ausstellungsgelände ist von vornherein so angelegt, dass es ohne großen Aufwand anschließend anderweitig genutzt werden kann. Versorgungsleitungen für Gewerbeansiedlungen werden bereits jetzt verlegt, Ansiedlungen vorbereitet.

Das ist Teil dessen, was Dr. Tanja Scheelhaase von der von Braungart gegründeten "EPEA Internationale Umweltforschung" als "intelligentes Produktdesign" bezeichnete. Dies ist einer der Kernpunkte von C2C: Waren werden so konzipiert, dass sie nach Gebrauch ohne Verluste wieder verwendet werden können.

Als ein Beispiel nannte sie Solarzellen. Die enthaltenen wertvollen Metalle könnten nicht zurückgewonnen werden. Bei entsprechender Gestaltung, die anfangs teurer wäre, könnte man zugleich die Leistungsfähigkeit der Zellen steigern und die Metalle als "technische Nährstoffe" später verwenden.

Die Menschen müssten sich fragen, warum Ameisen es schafften, ihre Staaten ohne Abfall zu organisieren, und daraus lernen wollen. Frau Scheelhaase erinnerte an ein Zitat Albert Einsteins: Man könne Probleme nicht mit den gleichen Mechanismen lösen, mit denen man sie zuvor geschaffen hat. Darum sei C2C ein wichtiger Denk- und Handlungsansatz.

Nettetals Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche sah im Bauen nach dem Kreislaufkonzept gar besondere Chancen für das "flache Land". Anders als in Ballungsräumen könne man in der Gebietsentwicklung auf kurze Wege zwischen Leben, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit achten. FRAGE DES TAGES

(RP)
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