Moers Zu kaufen: Ein Stück Moerser Geschichte

Moers · Mehr als 30 Jahre lang wurden Suchtkranke im Kapellener Peterhof therapiert. Jetzt steht das ehemalige "Kavaliershaus" des Schlosses Lauersfort zum Verkauf. Gebaut wurde es im 19. Jahrhundert im Stil Karl Friedrich Schinkels.

 Am Tor des Peterhofs: Siegfried Schüller (links) und Ruth Stratmann vom Diakoniewerk Duisburg und Andreas Kauf, Selektive Immobilien Service.

Am Tor des Peterhofs: Siegfried Schüller (links) und Ruth Stratmann vom Diakoniewerk Duisburg und Andreas Kauf, Selektive Immobilien Service.

Foto: kdi

Der Ort atmet Geschichte. Das Herrenhaus im klassizistischen Stil, samt Kutschergebäuden stammt aus dem 19. Jahrhundert. Ein hauseigener kleiner Park umgibt die Anlage. Wäre da nicht das Rauschen der nahen A 57, man könnte von einer Idylle sprechen. Im Sommer, je nachdem wie der Wind steht, sei es auch eine, sagt Siegfried Schüller. Da höre man eher das Rauschen der Blätter. Mehr als 30 Jahre lang war Schüller Arbeitstherapeut in der Fachklinik Peterhof und half Suchtkranken zurück ins geregelte Leben. Ende 2016 hat das Diakoniewerk Duisburg das Therapiezentrum mit 22 Plätzen schweren Herzens geschlossen. "Die Belegung stimmte schon lange nicht mehr", sagt Geschäftsführerin Ruth Stratmann. "Es gibt 100-Betten-Häuser in Stadtnähe. Das ist das, was die Kostenträger wollen." Der Peterhof liegt dagegen auf dem platten Land, außerhalb von Kapellen. Jetzt steht er zum Verkauf. Knapp zwei Millionen Euro soll er samt einigen benachbarten Gebäuden neueren Datums kosten.

Moers: Zu kaufen: Ein Stück Moerser Geschichte
Foto: Josef Pogorzalek

Der Peterhof wurde im 19. Jahrhundert als "Kavalierhaus" des Schlosses Lauersfort errichtet. Wann genau, ist unklar. Die mit dem Verkauf beauftragte Selektive Immobilien Service Moers spricht von 1830. Überliefert ist aber, dass im Dachgebälk der Herrenvilla die Zahl 1848 eingeritzt gewesen sein soll. Architekturgeschichtlich ist der Peterhof bedeutend, weil er, wie auch ein Saal im Schloss Lauersfort, nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel gebaut worden sein soll. Jedenfalls entstand er im Stil des 1841 verstorbenen "königlichen Architekten". "Vielleicht hat einer seiner Schüler den Peterhof gebaut", vermutet Ruth Stratmann. Die historischen Gebäude mit ihrer schnörkellosen Linienführung sind denkmalgeschützt. Auch das Innere des Herrenhauses, das mit seinen hohen Sälen wie ein kleines Schloss anmutet, hat seinen Charme weitgehend bewahrt.

Seinen Namen verdankt der Peterhof vermutlich Peter vom Rath, 1840 in den Adelsstand erhobener Herr von Schloss Lauersfort, der das Kavaliershaus wohl bauen ließ. Der "Rittergutbesitzer" Rath verkehrte viel in Berlin. Möglich, dass der Peterhof als Gästehaus für Besucher aus der Reichshauptstadt sein sollte. Als Kaiser Friedrich Wilhem IV. im Jahr 1852 in Moers weilte, soll er Gast Peter vom Raths gewesen sein. Vermutlich hat der Kaiser damals im Peterhof logiert.

Der Peterhof wechselte im Laufe der Zeit mehrfach die Besitzer. Im Ersten Weltkrieg war dort ein ein Kriegslazarett untergebracht, nach dem Zweiten Weltkrieg, bis zum Neubau der Ludgeruskirche Kapellen, diente er als Not-Kirche. Zuletzt war die Kräuterbitter-Firma Underberg Eigentümer des Peterhofs, bevor das Diakoniewerk Duisburg ihn erwarb und dort 1981 ein Therapiezentrum errichtete.

Selektive-Geschäftsführer Klaus Peter Lindenmann könnte sich gut vorstellen, dass erneut eine soziale Einrichtung den Peterhof bezieht. Interessenten aus diesem Bereich hätten die Immobilie bereits besichtigt. Allerdings gebe es auch viele andere Nutzungsmöglichkeiten: Hotel, "Boarding-House", repräsentative Firmen-Zentrale. Auch ein Umbau sei denkbar, solange er den Denkmalschutz nicht antastet. Lindenmann sieht die Zukunft der Anlage optimistisch: "Ein zweites solches Objekt findet man in der ganzen Region nicht. Da muss man schon in ganz Deutschland suchen."

(RP)
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