Moers Carmen - kurz und knackig

Moers · Franziska Dannheim und Pianistin Jeong-Min Kim bringen im Schlosstheater eine "Oper légère" auf die Bühne.

Ein Opernabend kann unter Umständen ein teures Vergnügen sein, das leicht mehrere Stunden dauert. Das Publikum des Moerser Schlosstheaters hatte am Sonntagabend die Gelegenheit, viel Geld und Zeit zu sparen und dennoch einen abwechslungsreichen Opernabend zu erleben. Unter dem Motto "Oper légère" brachten die Sopranistin Franziska Dannheim und die Pianistin Jeong-Min Kim, die bereits mit Aufführungen von Giuseppe Verdis "La Traviata" und Gioacchino Rossinis "Barbier von Sevilla" im Schlosstheater zu Gast waren, den Konzertbesuchern diesmal die Oper "Carmen" von Georges Bizet näher.

Dafür benötigten die beiden Musikerinnen kein überbordendes Bühnenbild, keine prachtvollen Kostüme, kein riesiges Ensemble und auch kein großes Orchester. Während Franziska Dannheim zahlreiche Arien, Duette und sogar Terzette und Quintette ohne weitere Gesangspartner sang und dabei die Partien der männlichen Opernfiguren ebenso übernahm wie die weiblichen Gesangspassagen, begleitete Jeong-Min Kim die Sopranistin am Piano. Franziska Dannheim hat in Stuttgart und Essen Gesang studiert und die Titelrolle in Astor Piazzollas Tango-Oper "Maria de Buenos Aires" bei der deutschen Erstaufführung gesungen. Jeong-Min Kim absolvierte ihr Klavierstudium an der Song-Sim-Universität in Seoul und an der Folkwang Hochschule in Essen.

Mit ihrer überaus schlanken Aufführungspraxis haben die beiden bereits insgesamt zehn verschiedene Opernquerschnitte von Giacomo Puccinis "Tosca" über Mozarts "Don Giovanni" bis zu Richard Wagners "Tannhäuser" präsentiert. Kenntnisreich und kurzweilig erläuterte Franziska Dannheim dem Publikum im Moerser Schlosstheater zwischen den einzelnen Gesangseinlagen die dramatische Handlung der "Carmen"-Oper und gab Einblicke in die Biografie ihres Komponisten Georges Bizet. Basierend auf der literarischen Vorlage von Prosper Mérimée entfaltet die Oper ein gefährliches Beziehungsgeflecht aus Liebe, Eifersucht und Tod.

Während die tugendhafte Michaéla den Soldaten José liebt, den sie seit ihrer Jugend kennt, verfällt dieser den Reizen der feurigen Tänzerin Carmen. Nachdem José seine Karriere beim Militär für Carmen aufgegeben hat, verliert sie schnell das Interesse an ihm und wendet sich dem Stierkämpfer Escamillo zu, der die Liebe der Tänzerin jedoch nicht in gleichem Maße erwidert. Von Eifersucht getrieben lauert José Carmen schließlich vor der Stierkampfarena von Sevilla auf, in der Escamillo einen tödlichen Kampf mit dem Stier bestreitet.

Nachdem das Flehen Josés in Drohungen umgeschlagen ist, zückt der enttäuschte Liebhaber schließlich den Dolch. Die Uraufführung der Oper am 3. März 1875 war kein großer Erfolg. Den späteren Siegeszug der "Carmen", die bis heute zu den erfolgreichsten Opern der Welt gehört, erlebte George Bizet nicht mehr: Er starb drei Monate nach der Uraufführung im Alter von 36 Jahren.

Bei der berühmten "Habanera", der "Seguidilla", dem "Schmugglerquintett" oder der "Blumenarie" des José, die Franziska Dannheim mit ihrer kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme vortrug, wurde schnell deutlich, warum die "Carmen"-Oper mit ihrer emotionalen Mischung aus Liebe, Hass, Eifersucht und Verzweiflung derart zeitlos und erfolgreich ist.

(RP)
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