Lokalsport Handball-Trainer Björn Baar hat seinen eigenen Fanclub

Neukirchen-Vluyn · Die Jungen aus der stationären Betreuung des Neukirchener Erziehungsvereins besuchen mit Begeisterung die Heimspiele des SVN.

 Björn Baar mit einem Teil seines Fanclubs: (v.l.) Nico, Nick und Pierre. Der Handball-Trainer des SV Neukirchen arbeitet auch als Pädagoge.

Björn Baar mit einem Teil seines Fanclubs: (v.l.) Nico, Nick und Pierre. Der Handball-Trainer des SV Neukirchen arbeitet auch als Pädagoge.

Foto: S. Wensierski

Die Heimspiele des Handball-Verbandsligisten SV Neukirchen sind stets gut besucht und dabei kann sich Trainer Björn Baar zumeist auf die lautstarke Unterstützung seines eigenen Fanclubs verlassen. Baar arbeitet beim Erziehungsverein in Neukirchen-Vluyn als pädagogische Fachkraft im Haus Sonntag und betreut dort sieben Jungen gemeinsam mit fünf weiteren Mitarbeitern – und genau diese Kinder sind es, die mit Vorliebe die Neukirchener Heimspiele besuchen.

"In dieser Saison haben wir bis jetzt jedes Spiel gewonnen, wenn die Jungs in der Halle sind", sagt Baar. "Sie sind schon so etwas wie unsere Glücksbringer." Die Jungens sind gerne in der Neukirchener Sporthalle und kennen sich auch sehr gut im Umfeld der Mannschaft aus. "Jetzt sind wir schon auf dem zweiten Platz", weiß der elfjährige Maurice zu berichten. "Ich finde es richtig cool in der Halle, da können wir gucken, wie Björn immer gewinnt."

Auch der Verein trägt seinen Teil dazu bei, dass sich die Kinder aus dem Haus Sonntag wohl fühlen. Getränke stehen für sie kostenlos zur Verfügung und für das obligatorische Würstchen müssen sie auch nicht bezahlen. Außerdem hat der Verein jedem der Kinder einen Fan-Schal geschenkt. Es ist aber nicht nur ihr Betreuer, den sie anfeuern. Ganz hoch im Kurs stehen auch Christian Ginters und Jan Roschig. "Roschi ist besonders cool", sind sich Nico, Pierre und Maurice einig. "Der wirft immer so viele Tore. Aber auch der Totti, der Daniel und der Nils sind toll." Gemeint waren in diesem Fall Thorsten Giesbertz, Daniel Peters und Nils Michaeli.

Die Besuche der SVN-Spiele sind für die Jungen ein echter Höhepunkt im Wochenverlauf, ansonsten gilt es auch für sie, den Alltag zu meistern. Ein Alltag, der ihnen von ihren Erziehern so normal wie möglich gestaltet wird, in dem sie sich aber auch an feste Strukturen gewöhnen sollen, die sie unter Umständen so nicht kennengelernt haben. Im Normalfall heißt das gegen 6.45 Uhr aufstehen, frühstücken und dann in die Schule. Nach dem Mittagessen geht es an die Hausaufgaben und anschließend haben sie den Tag zur freien Verfügung, den sie so verbringen wie viele Jungs in ihrem Alter. Computer spielen (maximal eine halbe Stunde am Tag), Fußball spielen oder Shoppen sind gern gesehene Abwechslungen. Um 20.15 Uhr heißt es dann ab ins Bett. Da jedes Kind sein eigenes Zimmer hat, steht einmal pro Woche auch aufräumen und saubermachen auf dem Programm. "Das ist nicht gerade der schönste Tag in der Woche", betont Pierre.

Die Kinder, die in der stationären Betreuung des Neukirchener Erziehungsvereins unterstützt werden, haben beim Start ins Leben häufig erschwerte Bedingungen erfahren. Sie werden aus verschiedenen Städten durch die Jugendämter nach Neukirchen-Vluyn vermittelt. Drei der sieben Jungen aus dem Haus Sonntag können einmal im Monat nach Hause, der Rest hat Besuchskontakt im Haus. Häufig wollen die Kinder aber auch in den Einrichtungen des Erziehungsvereins bleiben. Wenn sie das 16. Lebensjahr erreicht haben, kommen sie in weiterführende Gruppen, wo sie mehr und mehr Selbstständigkeit erlangen – und nicht selten bleiben sie auch in der Einrichtung, nachdem sie die Volljährigkeit erreicht haben. Für das leibliche Wohl der sieben Jungen sorgt eine Hauswirtschaftskraft, die die "Meute" von montags bis freitags versorgt. Am Wochenende kochen sie dann mit ihren Betreuern gemeinsam, was dann zumeist Mahlzeiten sind, die sich die Jungen ausgesucht haben.

Es ist ein Leben wie in einer Großfamilie, wo jeder seine Aufgaben zu erfüllen hat und wer dagegen verstößt, muss mit kleineren Sanktionen rechnen. In dieser Familie werden Unternehmungen groß geschrieben. Zuletzt machte die Gruppe mit ihren Betreuern eine Wanderung durch die Eifel. Da hieß es dann, Rucksack umschnallen und eine Woche teils querfeldein durch die Natur marschieren. Das gemeinsame Weihnachtsfest wurde bereits am vergangenen Mittwoch gefeiert, denn über die Feiertage ist die Gruppe nicht komplett, weil sich einige der Jungs bei ihren Familien befinden. Klar, dass es auch im neuen Jahr wieder zu den Heimspielen des SV Neukirchen geht. Erstmals am 19. Januar, wenn die Partie gegen die HSG Mülheim auf dem Programm steht.

(ut)
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