Moers Kinder kämpfen um Eisdiele

Moers · Ende Mai schließt der Eis Salon De Bona an der Bahnhofstraße in Kapellen nach 33 Jahren seine Pforten. Für Generationen von jungen Leuten war dort ein beliebter Treffpunkt.

kapellen Anna Brink (11) und Marie Rentmeister (12) sind traurig. "Nirgendwo gibt es so leckeres Spaghetti-Eis. Wo sollen wir denn jetzt hingehen?", sagen die beiden Mädchen, und schauen zu Tea De Bona, die hinter der gläsernen Vitrine mit den vielen Eissorten hantiert und ihnen zulächelt. Dabei ist der 61-jährigen Eigentümerin des Eis Salons De Bona ganz schön schwer ums Herz, denn Ende Mai schließt der beliebte Treffpunkt an der Bahnhofstraße 51 – mitten in Kapellen – seine Pforten. "Der Pachtvertrag läuft Ende Juni aus, und wir haben den Termin verpasst, um frühzeitig mit dem Vermieter über eine Pacht-Verlängerung zu sprechen. Jetzt gehen wir in Rente", sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Diego und dem 28-jährigen Sohn David geht es zurück in den Heimatort in den Dolomiten. "Wir wären gerne noch bis Ende des Jahres hier in Kapellen geblieben, aber da ließ der Vermieter nicht mit sich reden", sagt David.

Mail an den "Grafschafter"

Das wollten Anna und Marie nicht wahrhaben. Die beiden Mädchen schickten eine Mail an die Redaktion des "Grafschafter" und fragten, ob man es nicht irgendwie möglich machen könnte, dass ihre Eisdiele in Kapellen bleiben würde. Gemeinsam mit Lili Weidler (11), Imke Wellisen, Leah und Janina Machill (alle 12 Jahre alt) zogen sie in Kapellen mit einer Sammelbüchse los, um Geld für ihre Sache zu sammeln. Immerhin 13 Euro übergaben sie gestern an Tea De Bona. Die Eigentümerin des Eis Salons war zutiefst gerührt, aber am Geld liegt es nun mal nicht, dass der Salon schließt. Daher gab sie den Kindern das Geld zwecks Verzehr von Spaghetti-Eis zurück. "Die Kinder sind alle fast wie eigene Kinder für mich. Sie kommen fast jeden Tag hierher. Deshalb bin ich schon traurig, dass wir jetzt gehen".

Schon mit 14 stand die kleine Tea mit dem Vater hinter der Theke ihres Eis Salons – erst in Köln, dann in Kettwig. Als sie Jahre später ihren Ehemann Diego kennenlernte, ging es nach Moers-Kapellen. Dort ist die Bahnhofstraße 51 schon seit rund 50 Jahren Treffpunkt für Liebhaber von Eisspezialitäten – zunächst unter dem Namen "De Fanti", danach unter "Brustolon".

"Wir sind total traurig"

Auch Cornelia Rentmeister (die Mutter von Marie) erinnert sich gerne an die Zeit, als sie als Zwölfjährige – damals hieß sie Ludwig – regelmäßig gemeinsam mit ihrer Freundin Dagmar mit dem Fahrrad zum Eis Salon De Bona gefahren ist und dort die kalten Köstlichkeiten genossen hat. "Es war für uns ein Treffpunkt, den alle kannten", sagt sie. Und bei den Kindern heute ist es nicht anders: "Nirgendwo schmeckt das Eis besser. Wir sind total traurig", sagen Anna und Marie. Wohin gehen die Kinder Eis essen, wenn De Bona schließt? "Wir fahren dann mit dem Fahrrad nach Krefeld-Traar in den Eissalon San Marco", sagen die beiden Mädchen und schauen wehmütig zu Tea De Bona, die ihnen das köstlichste Spaghetti-Eis der Welt serviert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort