Moers Jailhouse Rock in Kapellen

Moers · Die Moerser Band "Rockameier" spielte für die Insassen in der Justizvollzugsanstalt Kapellen. Ein ehemaliger Häftling hatte das Konzert initiiert. In der Cafeteria der JVA erlebten die Gefangenen Rock'n'Roll pur.

 Die Musik der "Rockameiers" kam an. Besonders der "Toilettensong" und "Der Wirt", in dem es um Pils geht: "Sie ist blond, hat ein kleines Krönchen auf", sorgen für viel Applaus.

Die Musik der "Rockameiers" kam an. Besonders der "Toilettensong" und "Der Wirt", in dem es um Pils geht: "Sie ist blond, hat ein kleines Krönchen auf", sorgen für viel Applaus.

Foto: Nadine Sapotnik

Männer in legerer Kleidung, wie man sie sonst vorm Fernseher trägt, sitzen auf blauen Plastikstühlen. Einige wippen mit ihren Füßen im Takt der Musik. Schaut man aus den großen Fenstern, sieht man einen sehr hohen grünen Zaun. Die Männer sitzen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kapellen in der Cafeteria.

Sie sind Strafgefangene. Vorne im Raum vor einer mediterranen Fototapete, auf einer provisorischen Bühne, steht die Moerser Band Rockameier und beschallt die Cafeteria mit Rockabilly. "Es ist eigentlich eher ungewöhnlich, dass hier in der JVA Konzerte stattfinden", sagt Patrick. Am Donnerstag wurde er aus der JVA entlassen, trotzdem wollte er sich das Konzert von Rockameier am gleichen Abend nicht entgehen lassen, denn das Konzert war seine Idee.

"Die Tage, an denen man hier nicht rauskommt, sind echt langweilig", sagt er. Kennengelernt hat Patrick die Band in einer Kneipe. Er und die Rockameiers haben den gleichen Musikgeschmack, und so hat sich eine Art Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Innerhalb von drei Monaten organisierte Patrick das Konzert. Rockameier spielen Rockabilly mit deutschen Texten.

Und dabei fühlen sie sich ein bisschen wie Botschafter des Rock´n´Rolls: "Nicht alle in unserem Alter haben Rockabilly so von ihren Eltern nahegelegt bekommen wie wir", sagt Lennart Hanebeck, Sänger und Gitarrist von Rockameier. "Wir machen zwar Rockabilly, aber modern und neu", fügt Patrick Schneider hinzu, ebenfalls Sänger und Gitarrist der Band. Eher ungewöhnlich für Rockabilly sind die deutschen Texte der Band. Sie sind nicht ganz so ernst zu nehmen und handeln, wie es Johannes Schwarzmann, Kontrabassist, zusammenfasst: "Von den großen tiefen Weiten des Nichts." Die Strafgefangenen sind begeistert von der Musik der vier Studenten.

Gefängnisklassiker

Besonders der "Toilettensong" und "Der Wirt", in dem es um Pils geht: "Sie ist blond, hat ein kleines Krönchen auf", sorgen für viel Applaus. Neben den eigenen Songs der Band stehen auch drei Cover auf dem Programm. Die "Gefängnisklassiker" Jailhouse Rock und Johnny Cashs Folsom Prison Blues, durften da natürlich nicht fehlen. Bei "Go Johnny go" kommt es zur ersten Tanzeinlage eines Strafgefangenen. Im weiteren Verlauf des Konzerts packte dieser dann auch noch seine Luftgitarre aus, auf der er die Band von der Fensterbank aus begleitete.

Zu Beginn des Konzerts war die Band noch ein wenig unsicher: "Wir hatten Respekt vor dem Publikum und standen zunächst dicht zusammen. Aber das hat sich jetzt gelegt. Es macht echt Spaß hier", sagt Patrick Schneider in der Pause. Nach dem Konzert verschenkten Rockameier ihre CDs an die Strafgefangenen. Nicht nur Rockameier sind zufrieden mit dem Konzert in der JVA, auch Patrick: "Jetzt habe ich mich hier standesgemäß verabschiedet."

(sapo)
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