Moers/Cork In Irland ins Arbeitsleben schnuppern

Moers/Cork · Schüler des Hermann-Gmeiner-Berufskollegs in Moers fahren mithilfe des Förderprogramms Erasmus für ein Auslandspraktikum in die irische Stadt Cork. Dort erleben sie Kultur, Sprache, Tradition und vor allem Arbeit.

Ab ins Ausland zwischen Schule und Beruf! Dieser Wunsch steht bei der Jugend heutzutage oft oben auf der Wunschliste. Ketrin Alexejew und Michelle Nisters, Schülerinnen am Hermann-Gmeiner-Berufskolleg (HGB) in Moers, bot sich die Chance über das europäische Förderprogramm von Erasmus. Erasmus übernimmt einen Teil der Kosten, der Rest muss von den Schülern getragen werden. Für die HGB-Pädagogin Jutta Esser ein Glücksfall, dass sie ihre Schüler im Ausland ins Berufsleben "hineinschnuppern" können.

"Trainee" steht auf dem Namensschild der adretten Hoteluniform von Ketrin Alexejew im Clayton Hotel Cork. "Von 8 bis 14 Uhr bin ich im Frühstücksservice eingeteilt", beschreibt die Moerserin. "Die Menschen erlebe ich als offen, freundlich, die auch gerne Party feiern. Wovon ich jetzt schon profitiere? Eindeutig stärkt es mein Selbstbewusstsein im Sprachgebrauch und durch die Aufgabe, freundlich im Umgang mit Hotelgästen zu sein. Ich bin privat in einer Familie untergebraucht, muss aber etwa 30 Minuten zum Hotel laufen." Damit kommt sie zum "Haken" an der Sache. Nämlich, dass die Busse in Irland seit einer Woche streiken und jeder Praktikant sich irgendwie organisieren muss.

Mit diesem Umstand arrangiert sich ebenso die Betreuerin Margret Greaney von "Green Horizons", der Vertragsagentur von Erasmus in Cork. "In Spitzenzeiten betreuen wir hier in Cork etwa 100 Schüler aus dem europäischen Ausland. Unsere Agentur knüpft Kontakt zu den heimischen Unternehmen mit Praktikumsplätzen, hält Kontakt zu den heimischen Schulen halten und betreut die jungen Menschen." Eine spannende Aufgabe, die sie seit 13 Jahren habe. "Manchmal denke ich, ich habe schon alles erlebt. Bin Mutter, Doktor, Psychologin, Vertraute - und dann gerate ich wieder ein eine neue Situation. Das wird nicht langweilig. Ich bin 24 Stunden für alle erreichbar", so Margret Greaney.

Zur Dokumentation für Erasmus gehören Einzelgespräche während des Praktikums, die häufig von Pädagogen aus den Heimatländern begleitet und dokumentiert werden. Ursula Jöster vom HGB Moers besuchte neben Ketrin Alexejew im und auch Michelle Nisters im Maldron-Hotel, Cork. Der dortige Küchenchef Neal Mooney schilderte seine Eindrücke von seiner deutschen Praktikantin. "Etwas zurückhaltend, fleißig, sauber. Aber sie freut sich, dass sie bei uns nicht zum Tellerwaschen eingesetzt wird." Michelle Nisters sieht ihr Praktikum positiv: "Vorbereitende Arbeiten wie Gemüse putzen, Kartoffeln pürieren, Sandwiches und Desserts machen." Sie empfindet die Atmosphäre in der Hotelküche mit drei Kollegen als angenehm. Arbeitszeit: montags bis freitags von 14 bis 19 Uhr. Ob sie sich dort so ihre berufliche Zukunft im Hotelfach vorstellen kann? Die 18-jährige Kamp-Lintforterin zögert: "Eher nicht. Ich bin ja noch zwei Wochen hier, aber ich glaube, ich möchte später mal was mit Büchern machen."

(mk)
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