Moers Freizeitpark wird zum Fitness-Studio

Moers · Seit einer Woche ist das Angebot "Outdoor Gym" auch in Moers vertreten, unsere Mitarbeiterin Maike Knorre hat es getestet. Bei dem nachhaltigen Sportprogramm ist die Natur das Studio und der Körper das Trainingsgerät.

 RP-Mitarbeiterin Maike Knorre brennen bereits die Oberschenkel. Doch Benjamin Kortig (l.) zählt noch die letzten schmerzhaften Sekunden runter.

RP-Mitarbeiterin Maike Knorre brennen bereits die Oberschenkel. Doch Benjamin Kortig (l.) zählt noch die letzten schmerzhaften Sekunden runter.

Foto: Klaus Dieker

20 Sekunden können verdammt lang sein. Ich verharre, die Oberschenkel parallel zum Waldboden, Rücken gerade, Kopf nach vorne, während meine Arme abwechselnd das an einer Bank befestigte Gummiband an den Körper ziehen. Zwanzig Sekunden, dann gibt der Trainer das Zeichen zum Lösen. Geht ja noch. Zehn Sekunden Pause, dann nehme ich die Position wieder ein. Bei der vierten Wiederholung brennen mir dann doch die Oberschenkel. Ich zähle leise die Sekunden runter und blicke mich um: Auch an den anderen Stationen läuft langsam der Schweiß.

Zu den 14 Teilnehmern, die an diesem Samstagnachmittag zum Training von Benjamin Kortwig in den Moerser Freizeitpark gekommen sind, zählen vor allem junge Frauen. Wie wir alle so konzentriert vor uns hin trainieren, manche mit Bändern um Bäume geschlungen, andere an der hüfthohen Mauer oder gar auf dem sandigen Boden, erinnert mich die Szene ein bisschen an die Bootcamps aus dem Fernsehen. Oder doch eher den Schulsport. Denn Benjamin hat zwar stets die Stoppuhr im Blick, sein Ton ist aber mehr motivierend als streng.

Der 28-Jährige ist nämlich nicht nur studierter Fitnessökonom, sondern auch Sport- und Wirtschaftslehrer. Und seit dem 4. Januar Regionalmanager von Outdoor Gym in Moers. Das Konzept der 2011 entstandenen Marke ist einfach. Es geht um: Natürlichkeit. Natürliche Bewegungen fernab der Fitnessstudio-Monotonie, ein natürliches Umfeld in Wald und Wiese, der kreative Umgang mit der Natur und dem eigenen Körper als Fitnessgerät. "Sich mal wieder die Hände schmutzig machen, den Dreck auf der Haut spüren, das ist für mich Outdoor Gym", sagt Benjamin Kortwig. Im Sommerurlaub hat er Menschen am Strand trainieren sehen, "da dachte ich mir das geht auch in Moers. Das Ambiente draußen ist einfach ein anderes als im Studio — und die Luft."

Schnell war sein Konzept entwickelt, bis er im Internet auf Outdoor Gym stieß und einstieg. Der Markt wächst: In Bonn und Hamburg starteten die ersten Angebote, nach Moers soll bald noch Essen folgen. Das Training findet bei Wind und Wetter statt. Hätte es an diesem Samstag geregnet oder geschneit, egal. Hände in den Schnee, Kopf in die Wolken. Alles Anreize für das Immunsystem, die den Körper stärken sollen. Denn bei Outdoor Gym geht es nicht nur um das natürliche Training, auch gesunde Ernährung und eine nachhaltige Lebensweise werden in monatlich stattfindenden Workshops vermittelt. Neben dem vier-mal-zwanzig Sekunden Zirkeltraining an den Stationen gibt es sogenannte Freestyle-Einheiten. "Das ist richtig Outdoor", sagt Kortwig und lacht. "Laufen durch den Bearler Busch, ab und zu mal anhalten und mit Bäumen oder Steinen trainieren."

Ich bin schon froh, dass ich die Trainingseinheit im Schlosspark überstehe. "Hyperintensiv" nennt es Benni, weil neben Kraft und Ausdauer auch Herz-Kreislauf trainiert wird. Mein dösiger Schweinehund ist geweckt — und mit Hunden geht man nun mal nach draußen.

Info Kontakt unter 017624264652 und per Mail an kortwig@outdoorgym.de

(kno)
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