Rheurdt Ein Wiedersehen mit Chefin und Meister

Rheurdt · Ein besondere Überraschung gab es nun für das Ehepaar Heinz und Mia Kieser in der Gaststätte "Zur Erholung" in Oermten. Dort wartete ein Treffen der Ehemaligen auf sie. Die Fleischerei wäre in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden.

 Von Mitarbeiter zu Mitarbeiter gingen Heinz (Mitte) und Mia Kiesers in der Gaststätte "Zur Erholung" in Oermten. Sie freuten sich über jedes Wiedersehen.

Von Mitarbeiter zu Mitarbeiter gingen Heinz (Mitte) und Mia Kiesers in der Gaststätte "Zur Erholung" in Oermten. Sie freuten sich über jedes Wiedersehen.

Foto: siwe

/ Sevelen "Sie kommen!" Mit dieser knappen Ansage stieg die Spannung im Oermtener Lokal "Zur Erholung" nochmals. Auf die Reaktionen von Heinz und Mia Kieser und das Wiedersehen in großer Runde waren alle Anwesenden gespannt. Versammelt hatten sich Ehemalige, die entweder im Rheurdter Fleischereifachgeschäft Kieser ihre Ausbildung gemacht oder aber dort gearbeitet hatten. Von 45 ausfindig gemachten, ehemaligen Kollegen hatten 38 zugesagt.

 Eine Urkunde bekam Heinz Kieser zum 25-jährigen Bestehen seines Handwerksunternehmens. Links neben ihm seine Ehefrau Mia.

Eine Urkunde bekam Heinz Kieser zum 25-jährigen Bestehen seines Handwerksunternehmens. Links neben ihm seine Ehefrau Mia.

Foto: privat

Andrea Göllner und Hermine Wimmer hatten bei der Vorbereitung die Fäden in der Hand und starteten in geheimer Mission vor Monaten. "Das Schwierigste war die Geheimhaltung", sagt Andrea Göllner. Verschwiegenheit war das oberste Gebot, "aber einfach sehr schwer zu halten", gesteht Tochter Gabi Evers, die in die Operation Ehemaligentreffen eingeweiht war. Ihren Eltern erzählte sie von einem Klassentreffen mit Niederrheinischer Kaffeetafel bei Fronhoffs, zu der sich dann auch das Ehepaar Kieser auf den Weg machte.

In den Eingangsbereich hatten die Organisatorinnen verschiedene Kieser-Berufsbekleidungen gehängt oder zum Teil angezogen. "Hallo Meister, Tag Chefin", hieß es dann, als Heinz und Mia Kieser eintrafen. Der Wiedererkennungswert war dann kaum zu toppen. "Ihr habt uns sprachlos gemacht", meinte Mia Kieser, schon wenige Momente nach Betreten des Lokals. Und als die beiden von Mitarbeiter zu Mitarbeiter gingen, war die Wiedersehensfreude überwältigend. Die Namen waren spontan mit einem "Du bist doch..." gegenwärtig.

Die Fleischerei Kieser war in Rheurdt eine Institution. Bereits 1928 verkauft Mutter Maria Kieser Fleisch- und Wurstwaren in Rheurdt, die ihr Bruder Paul Loeven in der elterlichen Metzgerei in Sevelen produzierte. 1935 wird an der Rathausstraße 25 das neue Ladenlokal eröffnet. Wurstwaren bezieht sie weiterhin von ihrem Bruder Paul aus Sevelen. Ihr Sohn Heinz legt als einer der jüngsten mit 22 Jahren seine Meisterprüfung mit Auszeichnungen ab und sammelt zunächst Berufserfahrungen in anderen Betrieben. 1953 macht er sich in Rheurdt selbstständig, produziert wird jedoch weiter in Sevelen. Vater August allerdings sorgt zum Ende der 50er Jahre für eine Produktionsstätte in Rheurdt, zunächst am Hochend.

Kurze Zeit später entstehen Wurstküche und Schlachthaus an der Rathausstraße 25. Ab Januar 1960 sind Verkauf und Produktion an einem Ort. Feinste Fleisch- und Wurstwaren gehen weit über die Grenzen der Gemeinde Rheurdt hinaus.

1961 wird dann in Schaephuysen eine Filiale eröffnet. 1978 feiert Heinz Kieser mit Familie und Belegschaft das 25-jährige Bestehen. Nach 67 Jahren Berufstätigkeit schließt die Fleischerei Kieser 1995 zum Jahresende ihre Pforten. 42 Jahre lang hat Heinz Kieser junge Menschen ausgebildet. Vor kurzem wurde er mit dem Diamantenen Meisterbrief geehrt.

"In diesem Jahre wäre der Familienbetrieb 85 Jahre alt geworden. Grund genug, nochmals gemeinsam zu feiern", sagt Gabi Evers. Denn im Hause Kieser galt immer die Maxime: "Wir arbeiten und feiern gemeinsam." Bei Mia und Heinz Kieser sorgt das Wiedersehen bis heute für immer neuen Gesprächsstoff. Vor allem, "dass die Vorbereitungen so perfekt im Hintergrund liefen, ist für den Meister ein Rätsel", freut sich Andrea Göllner.

(RP/rl)
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