Moers Der verfremdete Charakter in Porträts

Moers · Elfriede und Hans-Werner Faßbender stellen 40 Werke in der Galerie Schürmann aus. Die beiden Moerser arbeiten mit einer Technologie, die klassischen Druck mit Malerei an einem elektronischen Tablett verbindet.

 Hans-Werner Faßbender (l.) und Ehefrau Elfriede

Hans-Werner Faßbender (l.) und Ehefrau Elfriede

Foto: Reichwein

KAMP-LINTFORT Das Gesicht von Lisa sieht zart, schwebend und tragisch aus, wie das Gesicht einer Meerjungfrau. Das Gesicht von Alois erscheint männlich, sanft und fröhlich, wie das Gesicht eines glücklichen Mannes im besten Alter. Die Gesichter von Elisabeth und Werner wirken ausgeglichen, lebensfroh und zufrieden, wie die Gesichter eines langjährigen Paares, bei dem der eine nicht ohne den anderen zu denken ist. "Wir lassen uns auf die Personen", sagt Elfriede Faßbender. "Wir arbeiten mit den Porträts ihre Charaktere heraus."

Sie und ihr Mann Hans-Werner Faßbender stellen ab heute 40 ihrer gemeinsamen Werke in der Galerie Schürmann als "The Porträts" aus.

Alle Porträts sind verfremdet, um so den wahren Charakter der Personen herauszuarbeiten. "Unerklärbar spiegelt sich das Innere im Tageslicht", beschreibt Hans-Werner Faßbender seine Arbeit. "Empfindungen vom Urklang der Seele paaren sich mit der Gedankenwelt im Jetzt." Bei dieser Arbeit "kollaboriert" der 60-jährige Moerser, der an Folkwangschule in Essen Malerei und freie Graphik studierte, mit seiner Frau.

Sie schießt mit einer Kamera Porträts, die sie digital am Rechner bearbeitet und verändert. Manchmal bleibt ein Kopf fotografisch erhalten, manchmal geht selbst die Silhouette verloren. Nur noch Augen, Nase und Mund lässt sie dann original bestehen, um sie beispielsweise mit einigen Kreisen zu umgeben. "Die Arbeit ist ein kreativer Prozess", berichtet sie über ihr künstlerisches Schaffen, bei dem sie immer wieder mit ihrem Mann Rücksprache hält. "Ich weiß nicht, was herauskommt." Die Skizze bemalt er mit einem Stift auf einem elektronischen Tablett, wie ein klassischer Maler oder Grafiker. Dazu hat er mit einem Softwareentwickler eine Technologie entwickelt, die vier klassische Drucktechniken und digitale Informationstechnologie verbindet. Als Ralisiegrafie hat er sie 2015 zum Patent angemeldet. Sein Kunstwort löst er in Radierung, Lithographie und Holzschnitt sowie Siebdruck auf. "Gedruckt wird mit einem speziellen Drucker, der zwölf Farben hat, alleine vier für Grau", erläutert der Künstler und Tüftler, der schon im Oktober 2015 zusammen mit seiner Frau in der Galerie Schürmann ausstellte.

Dabei ist jedes Porträt, das auf Büttenpapier oder Leinwand gedruckt wird, anders, um immer experimentell zu sein sowie gleichzeitig in der Tradition von Expressionismus und Pop Art zu stehen. "Die Porträts spiegeln Charaktere und Stimmungen wider", findet Andreas Verführt, der die Galerie Schürmann leitet und das Moerser Künstlerehepaar seit 13 Jahren kennt. "Interessierte können bei Elfriede und Hans-Werner Faßbender ein eigenes Porträt in Auftrag geben."

(RP)
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