Mönchengladbach Werdende Eltern stehen auf der Straße

Mönchengladbach · Weil ihre neue Wohnung noch nicht bezugsfertig ist, wohnt die im sechsten Monat schwangere Lea Lüder vorerst in einem Hotel in Mömnchengladbach.

 Noch ist unklar, wann Lea Lüder (26) und Andi Berceanu (29) ihre Kisten auspacken können.

Noch ist unklar, wann Lea Lüder (26) und Andi Berceanu (29) ihre Kisten auspacken können.

Foto: Detlef Ilgner

Sie hatten sich alles so schön ausgemalt. Lea Lüder (26) und ihr Verlobter Andi Berceanu (29), die im April ihr erstes Kind erwarten, wollten mit Leas Mutter, Corinna Lüder, unter ein Dach ziehen. Sie hatten sich die Vier-Zimmer-Wohnung im dritten Stock des Mietshauses an der Hohenzollernstraße angesehen und sich entschieden, dort ihren kleinen Sohn aufwachsen zu lassen — mit der Oma, die im ersten Stock wohnt, als tatkräftige Unterstützung. Sie unterschrieben den Mietvertrag und wollten zum 1. Dezember einziehen. Daraus wurde nichts.

Als das junge Paar am 30. November zur terminierten Übergabe erschien, war die Wohnung mitten im Sanierungsstau. "Es lagen noch keine Böden, die Wandfliesen in der Küche und im Bad waren nur teilweise vorhanden", sagt Lea Lüder. Sie zog mit ihrem Verlobten in ein Hotel. Zehn Nächte haben sie dort bereits verbracht — weil die Wohnung immer noch nicht fertig ist. "Da wir unsere vorherige Wohnung gekündigt hatten, lagerte unser gesamtes Hab und Gut im Umzugswagen", sagt Lea Lüder.

Der nächste Übergabetermin war der 5. Dezember. Das war vergangene Woche Donnerstag. "Morgens erhielten wir einen Anruf von unserem Vermieter", sagt die junge Frau. "Er verschob den Termin um einen Tag." Lea Lüder war mit den Nerven fertig. "Ich habe im Hotel gesessen und stundenlang geweint." Ihr Verlobter ging gemeinsam mit einem Freund zum Übergabetermin. Er fand, so Lea Lüder, eine komplett unfertige Wohnung vor. "Da gab es noch keine Türen, keine Toiletten, kein Waschbecken — es gab auch noch keinen Strom." Da die Böden inzwischen aber fertig verlegt waren, deponierte das Paar alle Möbel in der Wohnung. Dort stapeln sich die Kartons im Wohnzimmer, die Küchenschränke und Möbel stehen in Einzelteilen herum. Gestern war der Elektriker in der Wohnung. Strom ist also jetzt vorhanden.

"Wir hatten einen Termin beim Mieterverband und beim Rechtsanwalt", sagt Lea Lüder. Denn inzwischen sind Kosten aufgelaufen. Die wollen Lea Lüder und Andi Berceanu vom Vermieter erstattet bekommen. "Wir haben für die Übernachtungen im Hotel und für die Lkw-Miete eine Menge Geld ausgegeben", sagt Lea Lüder. "Da sind inzwischen um die 2500 Euro aufgelaufen, die wir begleichen mussten." Sie ist verzweifelt. "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte, und ich weiß vor allem nicht, wie viel von meinem Stress sich auf meinen Sohn überträgt", sagt Lea Lüder. Sie hatte bereits einen Nervenzusammenbruch, musste sich immer wieder übergeben, und auf ärztlichen Rat soll sie bis Januar nicht arbeiten. "Wir sind nicht wohlhabend, diese Geschichte tut uns richtig weh." Lea Lüder arbeitet als Bürokauffrau bei der Arbeiterwohlfahrt, Andi Berceanu in der Verwaltung der Kliniken Maria Hilf. "Das Ganze geht uns schon sehr an die Substanz." Mieterverband und der Rechtsanwalt haben sich schriftlich an den Vermieter gewandt und vorläufig auf Teilerstattung der Auslagen gedrängt. Ohne Reaktion.

Der Vermieter, Erwin Lorenczyk von der Erlo-Grundbesitz GmbH, hat am vergangenen Samstag die Belege über die entstandenen Kosten bekommen. "Da ist einiges unklar", sagt er. Zum Teil seien die Quittungen nicht datiert, es sei in einigen Fällen nicht klar, wofür eigentlich Geld geflossen wäre. "Ich bin ein geduldiger Mensch und nicht kleinlich, es ist auch nicht so, dass ich entstandene Kosten nicht übernehmen will, aber es besteht noch Klärungsbedarf." Er sei bemüht, dass die Wohnung schnellstmöglich fertig wird. Aber es habe immer wieder Probleme mit den Handwerkern gegeben, die entweder gar nicht auf der Baustelle erschienen oder in zu geringer Zahl. Offenbar kommt hinzu, dass die Chemie zwischen Vermieter und dem künftigen Mieter nicht wirklich stimmt. "Der Mieter ist sehr kleinlich, das verzögert die Arbeiten zusätzlich." Lorenczyk will die Vorwürfe nicht auf sich sitzenlassen: "Wenn der Mieter mir Schwierigkeiten macht, werde ich mich wehren."

(RP)
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