Von der Azubine zur Psychologin

Damals "Ich möchte erst einmal praktische Erfahrungen sammeln", begründete die 19-jährige Julia damals ihre Entscheidung, nach dem Abi kein Studium, sondern eine Ausbildung zu beginnen. Ihr (vorläufiges) Berufsziel damals: Kauffrau im Groß- und Außenhandel beim Mode- und Lifestyleunternehmen Esprit in Ratingen. Eine Pause gönnte sie sich nach dem Abitur kaum: Schon am 1. August 2007 ging es los.

Damals "Ich möchte erst einmal praktische Erfahrungen sammeln", begründete die 19-jährige Julia damals ihre Entscheidung, nach dem Abi kein Studium, sondern eine Ausbildung zu beginnen. Ihr (vorläufiges) Berufsziel damals: Kauffrau im Groß- und Außenhandel beim Mode- und Lifestyleunternehmen Esprit in Ratingen. Eine Pause gönnte sie sich nach dem Abitur kaum: Schon am 1. August 2007 ging es los.

Probleme mit Julias Entscheidung für die Ausbildung hatten damals in erster Linie unsere Lehrer: "Der eine oder andere hat mich darauf angesprochen, warum ich nicht studiere", sagte sie damals. Und ergänzte: "Meine Eltern und meine Freunde finden das wirklich toll!" Und auch wir als Stufe fanden: Die stets super gekleidete Julia und eine Ausbildung bei Esprit? Das passt. Dass ihr tolles Abitur ihr nun gar nichts nütze, ließ Julia schon damals nicht gelten. "Meine Lehre habe ich nicht zuletzt deshalb bekommen", sagte sie.

Was nach der Lehre kommen soll, habe ich Julia damals auch gefragt. Die Antwort: "Später möchte ich International Business studieren und dann in den Einkauf einer großen Textilfirma gehen".

Heute Als ich Julia bei Facebook nach einem Treffen frage, habe ich Glück. Sie ist gerade zufällig in Deutschland - und sogar in Gladbach. Das kommt nur sehr selten vor. Denn aus Julia ist eine richtige Globetrotterin geworden, die zwar in Berlin wohnt, aber eigentlich immer auf Achse ist.

Nach ihrer Ausbildung hat sie dann doch nicht International Business studiert, sondern etwas ganz anderes: Psychologie. Die internationale Ausrichtung blieb aber bestehen. Im Anschluss an den Bachelor an der Uni Köln arbeitete sie für ein international agierendes Familienunternehmen in Nürnberg und ging für ein Projekt zehn Monate nach China. Vor dem Masterstudium in Berlin flog sie noch nach Argentinien, um ihr Spanisch zu verbessern. Gerade kommt sie von einem Auslandssemester in Santa Barbara (USA) zurück und schreibt an ihrer Masterarbeit. Das Thema führt sie ein wenig zu ihren Wurzeln in der Mode zurück: "Culture and Fashion - why the difference?", also "Kultur und Mode - warum einen Unterschied machen?". "Ich untersuche Statusdenken und Selbstdarstellung anhand von Kleidungsstilen in individualistischen und kollektivistischen Kulturen", erklärt sie. Vier Länder wird sie dabei betrachten: Japan, die USA, Deutschland und Griechenland. "Griechenland ist nämlich laut Kulturwissenschaftler Hofstede eines der kollektivistischsten Länder in Europa", sagt sie.

Neben ihrer Forschung arbeitet sie als freiberufliche Beraterin und Coach für Führungskräfte. Ihr Handy steht nie still. Aber sie ist glücklich. Sie sagt: "Ich würde beruflich wieder alles genau so machen." Ihre Familie sieht Julia viel zu selten. Trotzdem sagt sie: "In Mönchengladbach zu wohnen, ist vorerst keine Option für mich, dazu habe ich mich zu sehr an die Großstadt und das Reisen gewöhnt."

(RP)
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