Mönchengladbach Polizist als Mietnomade

Mönchengladbach · Ein Autobahnpolizist machte gegenüber seinen Mönchengladbacher Vermietern keinen Hehl aus seinem Beruf. Das verschaffte ihm mehr Glaubwürdigkeit. Nach Einzug zahlte er aber bald die Miete nicht mehr – in mehreren Fällen.

Ein Autobahnpolizist machte gegenüber seinen Mönchengladbacher Vermietern keinen Hehl aus seinem Beruf. Das verschaffte ihm mehr Glaubwürdigkeit. Nach Einzug zahlte er aber bald die Miete nicht mehr — in mehreren Fällen.

An einem Vormittag im September 2009 fährt ein Streifenwagen vor das Haus der Vermieter in Wickrath. Ein Polizist in Uniform steigt aus. Sein Kollege bleibt in dem Wagen sitzen.

Die Frau des Polizisten ist schon da. Das Paar möchte die Wohnung in der kleinen Straße mieten und einziehen. Der Polizist, der bei einer Autobahndienststelle arbeitet, füllt die obligatorische Selbstauskunft aus, es wird nett geplaudert. "Er erschien meiner Frau und mir als der ideale Mieter: Polizeibeamter, feste Bezüge, Familie. Was will man mehr?", fragt der Vermieter, der, genau wie der an der Vermietung beteiligte Makler, anonym bleiben möchte.

Denn der vermeintlich perfekte Mieter stellte sich nach kurzer Zeit als höchst unangenehm heraus. Dem Makler zahlte er die Provision nicht, die Kaution an den Vermieter nur teilweise, mehrere Monatsmieten stehen noch aus. Von September 2009 bis Mai 2010 lebte der Ordnungshüter in Wickrath. Wie sich später herausstellte, hatte der Beamte auch die Selbstauskunft mit falschen Angaben zu seinem vorigen Wohnsitz ausgefüllt.

Mittlerweile haben sich der Vermieter und der Viersener Makler einen Anwalt genommen. Ein gerichtliches Mahnverfahren ist eingeleitet worden. "Niemals hätte ich so ein Verhalten von einem Polizisten erwartet", sagt der Vermieter heute.

Genau das hat der etwa 40-jährige Beamte jedoch häufiger ausgenutzt: Eine Hausverwaltung schaltete einen Rechtsanwalt ein, nachdem der Polizist Mieter in einer Wohnung in Heyden war. Die Miete für eine Tiefgarage zahlte der Mann ebenso unvollständig wie für eine Wohnung in Rheydt.

Auch ihm gegenüber habe der Polizist betont, welchen Beruf er ausübe, um sein Vertrauen zu gewinnen, bestätigt Roman Goman, der die Wohnung an den Polizisten vermietete. Unordentlich oder gar ein Messi sei der Mann aber nie gewesen, sagt der 51-Jährige. Dass sich ein Polizist als Mietnomade entpuppte, das hat man bei der Hauseigentümer-Organisation "Haus und Grund" vorher noch nicht gehört.

Dennoch sind Fälle von Mietnomaden ein häufigeres Problem in Mönchengladbach. Mindestens einmal im Monat komme so etwas vor, heißt es aus der Gladbacher Geschäftsstelle. Beratungen für Vermieter, die ihren Mietern wegen Zahlungsrückständen fristlos kündigen wollen, seien sogar Alltag. Das ist vor allem für solche Vermieter ein Problem, die beispielsweise im Ruhestand auf ihre Mieteinnahmen angewiesen sind. Haben sie einen Mietnomaden im Haus, droht der Bankrott.

Für den jungen Makler aus Viersen, der an den Polizisten die Wohnung in Wickrath vermittelte, ist das Maß voll. "Seit dem Fall lasse ich mich nicht mehr auf Mietobjekte ein. Ich habe zu häufig schlechte Erfahrungen gemacht", sagt er.

(RP)
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