Mönchengladbach Die Burggrafen überdauern

Mönchengladbach · Über mehrere Jahrhunderte stand in Odenkirchen eine Burg. Diese wurde erstmals 1153 in einer Urkunde von Kaiser Friedrich Barbarossa erwähnt. Nach Kriegen, Bränden und Zerstörung steht heute nur noch der Burgturm aus dem Jahre 1734.

Odenkirchen Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es in Odenkirchen noch eine Burg. Im Zeitraum von vor 1153 bis 1745 herrschten mehrere Adelsgeschlechter auf der Anlage. Einer der bekanntesten Burggrafen war dabei Jan von Werth, um dessen Lebensgeschichte es sich beim diesjährigen Mönchengladbacher Stadtschützenfest gedreht hat. Von Werths Nachfolger war sein Schwiegersohn Winand Hieronymus Raitz von Frentz. Von der Prominenz vergangener Tage und der Burganlage selbst ist heute nur noch der Burgturm aus dem Jahre 1734 erhalten. Er war das Torhaus an der Nord-Ecke der ehemals vierflügeligen Burganlage und ist heute Sitz des Heimatvereins Odenkirchen.

Beginn im 12. Jahrhundert

Die Burg Odenkirchen ist vermutlich zu Beginn des 12. Jahrhunderts errichtet worden. Die Erstanlage bestand aus einer Holzburg, die auf einer Erdaufschüttung, einer so genannten Motte, in einem Wasser- und Sumpfgebiet errichtet wurde. Schrittweise vollzog sich in den folgenden Jahrhunderten der Wandel zur massiven Steinburg.

Die Burg Odenkirchen wird erstmals am 14. Juni 1153 in einer Urkunde von Kaiser Friedrich Barbarossa erwähnt, in der dieser dem Kölner Erzbischof Arnold II., also dem Kölner Erzstift, die Eigentumsrechte an der Burg Odenkirchen (castellum Udenkirchen) mit allen Ministerialen, Knechten und Mägden bestätigt. Odenkirchen war eine selbständige Unterherrschaft des Kölner Erzstiftes. Eine solche Unterherrschaft nannte man "Herrlichkeit".

Im Jahre 1689 wurden Schloss und Kanzlei im französisch-niederländischen Krieg durch Bombardement eingeäschert. 1701 folgte dann der fürchterliche Brand in Odenkirchen, der die Burganlage und den gesamten Ort in Schutt und Asche legte. Die Burg wurde in ihrem alten Zustand nie wieder aufgebaut. Die Familie von Merode-Westerloo ließ 1734 den noch stehenden Torbogen erneuern und die Gebäude wieder errichten, die der Bewirtung der umfangreichen Ländereien dienten.

1730 wurde die Burg an Graf Unico von Wassenaer verpfändet. Der Kurfürst Clemens August kaufte sie 1745 für 94 000 Reichstaler zurück und nannte sich unter all seinen Titeln "Herr zu Odenkirchen".

1789 brach die Französische Revolution aus. Das Revolutionsheer besetzte auch Odenkirchen. Napoleon I. schlug das gesamte linke Rheinland zu Frankreich. Wenig später, im Jahr 1802, erfolgte die Säkularisation, infolge dessen alle kirchlichen Güter beschlagnahmt wurden. Die Burg wurde verkauft, und 1811 erwarb sie der Kaufmann Jean Lüttringhausen aus Elberfeld. 1872 wurde sie Eigentum des Burgvereins und 1920 erwarb sie Dechant von der Helm für die Katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius.

Der Westflügel der Burg entlang der Hoemenstraße wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen und der Restbau 1943 durch Bomben zerstört. Der ausgebrannte Burgturm wurde 1950/1951 wieder hergestellt. Der Heimatverein Odenkirchen hat das Gebäude 1989 von der Pfarrgemeinde St. Laurentius mit der Auflage der Restaurierung für 30 Jahre in Erbpacht übernommen. In liebevoller Arbeit hat er den Burgturm renoviert. Der größte Raum, das "Jan-von-Werth-Zimmer", erhielt eine einladende Ausstattung und dient für Zusammenkünfte und Festlichkeiten.

Auch wenn es heutzutage keine "echten" Burggrafen mehr gibt, so hält Odenkirchen dennoch die Tradition des Lehnsherrentums aufrecht. Der Titel "Burggraf von Odenkirchen" wird seit 1969 von der Karnevalsgesellschaft "Ruet-Wiss Okerke" (Burggrafen-Gesellschaft) an Personen verliehen, die sich um Odenkirchen verdient gemacht haben – "Sie haben also sprichwörtlich mit Odenkirchen etwas am Hut."

(RP)
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