Mönchengladbach Norma kommt aus Krakau

Mönchengladbach · Interview Die Sopranistin Barbara Dobrzanska vom Badischen Staatstheater Karlsruhe singt als Gast die Titelrolle in der Oper "Norma" von Vincenzo Bellini. Sie erzählt, wie sie einst von der Geige zum Singen wechselte, nennt ihre Lieblingsrollen und sagt, wieso ihr die Norma liegt.

 Norma (Barbara Dobrzanska) und ihr Vater Oroveso (Andrew Nolen) in einer Szene der Oper von Vincenzo Bellini. Samstag hat die Produktion Premiere im Theater.

Norma (Barbara Dobrzanska) und ihr Vater Oroveso (Andrew Nolen) in einer Szene der Oper von Vincenzo Bellini. Samstag hat die Produktion Premiere im Theater.

Foto: Matthias Stutte

Die Partie der Norma wird mit einem Dramatischen Sopran oder einem Dramatischen Koloratursopran besetzt. Maria Callas ist in dieser Rolle berühmt geworden. Welche Fachrichtung vertreten Sie selbst?

Barbara Dobrzanska Ach wissen Sie, die Fachbereiche gelten heute so nicht mehr in der Theaterpraxis. Ich habe bereits Rollen in verschiedenen Fächern übernommen und sogar auch lyrische Partien gesungen.

Sie haben ihre künstlerische Laufbahn als Geigerin begonnen. Das ist ungewöhnlich für eine Sängerin Wie kamen Sie vom Geigen zum Singen?

Dobrzanska Die Geige war mein Instrument, das ich in der Musikschule meiner Heimatstadt Krakau seit dem siebenten Lebensjahr erlernt habe. Aber damals schon sang ich auch im Chor der Musikschule begeistert mit. Im Alter von 16, 17 Jahren begann ich dann — neben dem Violinstudium —, privat Gesangsstunden zu nehmen. Ich habe meine Ausbildung zur Geigerin jedoch professionell abgeschlossen und zunächst eine Zeit lang im Krakauer Opern- und Operettenorchester gespielt. Dann ergab sich für mich die Chance zum Wechsel.

Welche Ihrer Partien in Opern haben Ihnen bisher am meisten gegeben?

Dobrzanska Das sind ganz viele Rollen, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Hier nur eine kleine Auswahl: Zu nennen ist da etwa Tosca, die für mich immer sehr gut zu singen war, dann die Manon Lescaut, ebenfalls von Puccini, und die Angelica . . .

. . . der Operneinakter von Puccini, der auch in dieser Spielzeit hier auf dem Spielplan steht . . .

Dobrzanska . . . und nun fasziniert mich die Aufgabe, die Norma darzustellen. Diese Rolle ist schon sehr, sehr anspruchsvoll. Ich kann mich sehr gut mit dieser Figur identifizieren. Die Norma passt zu mir.

Hatten Sie die Norma schon anderswo dargestellt?

Dobrzanska Nein, noch nie, das hier ist für mich ein Rollendebüt, das für meine künstlerische Fortentwicklung sehr willkommen ist.

Hält die Inszenierung von Thomas Wünsch, der leider in diesem Jahr verstorben ist, für Sie besondere Herausforderungen bereit?

Dobrzanska Herr Wünsch hat die Rolle in der Darstellung genau so angelegt, wie dies ihrem Charakter entspricht. Norma ist eine geistliche Führerin für das Volk der Gallier, die als ehemalige Geliebte des römischen Prokonsuls Pollione von ihren Gefühlen hin und her gerissen wird. Der Regisseur hat die Handlung jedoch in die neuere Zeit verlegt, die auf die Herrschaft Mussolinis verweist. Die Druiden treten hier als Ghettobewohner in Konflikt zu den Militärs.

Welche Partien werden Sie am Staatstheater Karlsruhe in dieser Spielzeit singen?

Dobrzanska Neu kommen für mich Spontinis "La Vestale" (Die Vestalin), worin ich die Titelrolle habe, und "Die Passagierin" von Mieczyslaw Weinberg, ein ganz neues musikdramatisches Werk, hinzu. In Wiederaufnahmen werde ich wieder die Tosca und auch die Micaëla in Bizets "Carmen" singen.

Dirk Richerdt sprach mit Barbara Dobrzanska.

(RP/rl)
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