Region Rheinisches Revier vorerst ohne Gladbach

Region · Rheinland – wo denn sonst, wenn nicht hier? So rhetorisch und selbstbewusst fragt der Arbeitsbericht zur "Innovationsregion Rheinisches Revier". Doch Mönchengladbach verpasst bisher die Chance, sich an der Innovationsregion zu beteiligen.

Chronik des "Rheinischen Reviers"
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Rheinland — wo denn sonst, wenn nicht hier? So rhetorisch und selbstbewusst fragt der Arbeitsbericht zur "Innovationsregion Rheinisches Revier". Doch Mönchengladbach verpasst bisher die Chance, sich an der Innovationsregion zu beteiligen.

In der "Innovationsregion Rheinisches Revier" haben sich vor einem Jahr unter anderem Verbände, Städte und Landkreise, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zwischen Aachen, Köln und Düsseldorf zusammengeschlossen, um aus der Region heraus Innovationschancen für Landschaft und Arbeitsplätze nach dem Ende der Braunkohletagebaue (spätestens 2050) zu suchen. Der Zusammenschluss macht Sinn, denn schließlich gibt es eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Nämlich die einer attraktiven Region mit großen Städten, Kultur und Natur — die sich durch den Braunkohletagebau massiv verändern wird. So sind Fragen der Auswirkungen des Braunkohlentagebaus auf den Wasserhaushalt im Naturpark Schwalm-Nette oder Sorgen der Bürger bezüglich der erhöhten Feinstaub-Werte durch den Tagebau nur zwei der überregional relevanten Themenkomplexe.

Große Chance für die Region

Das erinnert an die Geschichte des Ruhrgebiets vor ein paar Jahrzehnten. Und das soll es wohl auch. Denn über Jahrzehnte floss Fördergeld aus vielen Landes-, Bundes- und Europatöpfen nicht an den Rhein, sondern an die Ruhr.

Nun können zum Beispiel der Rhein-Kreis Neuss, der Kreis Heinsberg, der Rhein-Erftkreis und die Region Aachen eine ähnliche Geschichte erzählen — und natürlich ebenfalls auf viel Geld hoffen, um die Veränderung ihrer Region mit vollen Händen und Taschen gestalten zu können. Schließlich sind im Raum Jüchen die Umsiedlungen der Ortschaften Otzenrath, Spenrath und Holz bewältigt und im Kreis Heinsberg die Umsiedlungen der Anwohner von Pesch, Immerath, Lützerath und Borschemich erfolgt. Und damit nicht genug: denn die Umsiedlungen von Keyenberg, Kuckum, Ober-/ Unterwestrich und Berverath sind für das Jahr 2016 angesetzt, die Umsiedlung von Holzweiler steht für 2019 auf dem Plan. Mehr als 8000 Bürger haben bis dahin ihren ursprünglichen Wohnort gewechselt, Autobahnen wie die A 44 wurden umgeleitet und natürlich jede Menge Erdreich bewegt.

Die Schaffung einer gemeinsamen "Innovationsregion Rheinisches Revier" hält Reiner Brandts aus Mönchengladbach, der das Projekt als sachkundiger Bürger im Regionalrat verfolgt, daher für eine gelungene Idee und sieht die laufenden Gespräche zur Konzeptentwicklung als Chance für die gesamte Region. "In diesen Monaten werden ganz entscheidende Weichen für die kommenden Jahrzehnte gestellt", ist Brandts sicher. Dafür spricht in der Tat die Liste der Verantwortlichen für die einzelnen Projektgruppen.

Da moderiert Landrat Hans-Jürgen Petrauschke aus Neuss die Planung von Großbauvorhaben, der IHK-Hauptgeschäftsführer aus Aachen, Jürgen Drewes, hat das Leitthema Gründer- und Mittelstandsförderung, RWE-Vorstand Erwin Winkel koordiniert das Thema Forschung und Entwicklung und die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken kümmert sich um bezirksübergreifende Bildungsinitiativen.

Und Mönchengladbacher? Gibt es auch. Als informelle Mitglieder in einigen der Arbeitskreise. Doch anders als alle Nachbarregionen ist Mönchengladbach weder mit einem so genannten "Innovationsmanager" (so heißen die Leiter der Arbeitskreise) noch im einflussreichen Beirat vertreten.

Genug Projekte mit Arbeitskraft

Und das, obwohl Mönchengladbach selbst Anrainer des Braunkohletagebaus ist. "Ich hoffe, dass diese großartige Sache nicht an Mönchengladbach vorbeiläuft", sagt Rainer Brandts. Der frühere CDU-Ratsherr mag niemandem einen Vorwurf machen. "Wir haben schließlich in Mönchengladbach selbst gerade genug Projekte, die viel Arbeitskraft brauchen." Doch das Rheinische Revier sei einfach zu wichtig, um die Stadt außen vor zu lassen. Reiner Brandts: "Ich hoffe, dass wir auf diesen kräftigen Zug noch rechtzeitig aufspringen."

(ila)
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