Mönchengladbach Mrs. Bean wird närrisch

Mönchengladbach · Es ist weitaus mehr als ein Trommelschlag pro Takt, den Karnevalslieder von Rock trennen. Diese Erfahrung hat Dominik Michel inzwischen gemacht. Der Schlagzeuger und die Sängerin der Gladbacher Rock-Cover-Band Mrs. Bean treten in diesem Jahr mit der Karnevalsband Mennekrather auf.Ein Kulturschock, gerade für Drummer Dominik Michel ­- ein gebürtiger Westfale.

Im Rock kennt sich der Schlagzeuger der Gladbacher Rock-Cover-Band Mrs. Bean aus. Mit Karneval hatte der gebürtige Dortmunder bis zu dieser Session nichts am Hut. Dieses Jahr aber wird er mit der etablierten Karnevalsband Die Mennekrather in der vollbesetzten Düsseldorfer Philipshalle und im Kölner Palladium auftreten.

Dort, wo seine Ehefrau Simone Weyermanns und er normalerweise Stars wie Robbie Williams oder den Xavier Naidoo zujubeln. Dank einer glücklichen Fügung singt in diesem Jahr auch Simone Weyermanns bei den Mennekrathern, auch sie ist Teil von Mrs. Bean.

Weil die Frau des Mennekrather-Schlagzeugers mitten in der Session ein Kind erwartet, wurde Dominik Michel um Hilfe gebeten. Simone Weyermanns hatte ohnehin schon das eine oder andere mal ausgeholfen, daher kannte man sich. Und als dann zwei Wochen vor Beginn der Session Sängerin und Sänger von den Mennekrathern unerwartet ausstiegen, war auch die 38-Jährige Giesenkirchenerin dabei. Jetzt bestreitet das Ehepaar jeden Freitag bis Sonntag um die zwölf Karnevalsauftritte ­ tourt nicht selten an einem Abend von Bonn bis Duisburg.

Hoher logistischer Aufwand

Für Dominik Michel ist diese neue, närrische Welt faszinierend: "Allein der logistische Aufwand ist enorm, aber auch ungeheuer beeindruckend”, sagt er. Bis ins kleinste Detail regiert die Choreographie - gar nicht mal so sehr beim, sondern vor und nach dem Auftritt, beim Ab- und Aufbau: Jeder Musiker steckt traumwandlerisch Kabel in Buchsen oder positioniert die Mikrofone.

"Innerhalb von zwei Minuten müssen alle Instrumente stehen, alle 16 Mikrofone angeschlossen sein”, erzählt die Sängerin. Genau eine halbe Stunde dauert ein Auftritt und der Terminplan muss punktgenau eingehalten werden.

Auch bei den Liedern, es sind bei den Mennekrathern zumeist eher Party- als Karnevalslieder, muss es schnell zugehen. Im Zwei-Minuten-Takt reihen die Musiker in Medleys die Teile der Hits aneinander, die am besten beim Publikum einschlagen. Es bleibt keine Zeit von einer langsamen Einstimmung auf den Abend, wie das bei manchem Rock-Konzert der Fall ist, bei dem zu Beginn erst noch der Arbeitsalltag aus den Köpfen der Zuhörer verschwinden muss.

Beim Karneval geht es von Null auf 100 in einer Sekunde. "Wenn da nach drei Stücken die Menschen nicht auf den Tischen tanzen, gilt der Auftritt als nicht gut gelaufen”, berichtet Simone Weyermanns. Und genau das ist das Ziel der Mennekrather: die Menschen tanzen lassen. "Das funktioniert innerhalb kürzester Zeit selbst auf den nobelsten Bällen”, staunt Dominik Michel.

So wurde der Westfale schließlich doch noch mit dem Karnevalsvirus infiziert: Eines Tages erwischte ihn seine Frau dabei, wie er in den eigenen vier Wänden die Party-Lieder trällerte.

(RP)
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