Mönchengladbach Holt — von der Chaussee geteilt

Mönchengladbach · Es gibt zurzeit viele Themen, die die Holter beschäftigen: von der Orgel, für die Bewohner fleißig sammeln, über den Umbau der Aachener Straße bis hin zum nahenden Jubiläum des Kunstwerkes auf dem Kreisel. Doch über allem steht immer der Zusammenhalt in der Honschaft, der durch das rege Vereinsleben gefördert wird.

Durch Holt führt die "Chaussee". So genannt wird sie allerdings nur noch dann und wann in einem alten Holter Volkslied. Heutzutage ist der Verkehrsweg den Holtern gemeinhin als Aachener Straße bekannt. Und mit ihrem althergebrachten Begriff hat sie auch die Funktion verloren, die ihr lange Zeit nachgesagt wurde: die Honschaft Holt in die ehemals "verfeindeten" Teile Hehnerholt und Engelsholt zu trennen.

"So schlimm ist das gar nicht", lenkt Günter Claßen ein. "Holt ist zusammengewachsen", ergänzt der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft "Immer lustig" Holt 1935. Bestes Beispiel: Der Engelsholter Günter Claßen selbst ist seit 1976 mit seiner Frau Helga, einer Hehnerholterin, verheiratet. Was kann man dem noch entgegensetzen?

Im Gegenteil ist der Zusammenhalt in Holt im allgemeinen sehr stark. "Der Hauptgrund dafür ist das rege Vereinsleben", begründet Claßen. Große Gemeinschaften gibt es dort viele: der Turnverein, die St. Michaels Bruderschaft Holt, der Männergesangverein und natürlich die Karnevalsgesellschaft, um nur die größten zu nennen. In Holt unterstützt ein Verein den anderen, egal, ob Sommer- oder Winterbrauchtum.

Das äußert sich auch in der aktuellen Umgestaltung der Aachener Straße, hinter der in Holt wohl die meisten stehen. Auch die Kirchengemeinde, die extra für den Umbau Grund abgegeben hat. "Wir hatten in Holt vorher praktisch kein Zentrum. Das wird sich in 14 Monaten, wenn die Baumaßnahme abgeschlossen ist, ändern", sagt Claßen. Insbesondere für den Einzelhandel, aber auch für die Attraktivität von Holt sei dies viel Wert.

Das Kunstwerk auf dem Kreisel in Holt ist ein Paradebeispiel dafür, was die Vereine in der Honschaft, auch und insbesondere in Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft bewirken können. "Die Idee, auf dem Kreisverkehr ein Kunstwerk zu errichten, war hauptsächlich an der Politik gescheitert. Das wollten wir nicht hinnehmen", sagt Günter Claßen. Die Karnevalsgesellschaft machte sich daraufhin vor zwei Jahren federführend daran, das Projekt doch noch zu realisieren. Schnell waren die Genehmigung eingeholt und lokale Firmen gefunden, die mit teilweise sehr großzügiger Unterstützung das Kunstwerk errichteten. "Damals haben praktisch alle mitangepackt, nun kann das Kunstwerk dank aller Helfer am 2. Mai das einjährige Bestehen feiern", sagt Claßen.

Trotz allen Zusammenhaltes in Holt gibt es auch dort ab und zu mal Stoff für heftige Diskussion. Die umstrittene Totenhalle war beispielsweise ein Anlass für eine solche Meinungsverschiedenheit. Die Totenhalle in Holt wurde für eine Million Euro gebaut. Das sei zu teuer, kritisierten viele die Maßnahme. Die moderne Architektur sagte zudem nicht jedem zu. "Trotz aller Kritikpunkte muss man sagen, dass die Totenhalle den Holter Friedhof zusammenhält. Und der ist ein Treffpunkt insbesondere für Ältere", sagt Claßen.

Und da ist er wieder, der Zusammenhalt in Holt, der Honschaft mit der Kirche ohne Kirchturmspitze. Doch trotz dieses kleinen, historisch bedingten Mankos (man erzählt sich, dass die Spitze im Ersten Weltkrieg wegen eines Fliegerhorstes abgebaut wurde), ist für die Holter klar: Die Honschaft ist in Mönchengladbach herausragend.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort