Mönchengladbach Gladbach kann die Kurve bekommen

Mönchengladbach · Schlechte Wirtschaftsdaten und mangelhaftes Erscheinungsbild: Die Stadt steht nicht gut da. Und doch hat sie Chancen, endlich die Wende zu schaffen. Wenn der nächste Rat so verantwortungsbewusst agiert, wie es viele Bürger bereits tun.

So steht Mönchengladbach da
Infos

So steht Mönchengladbach da

Infos
Foto: Isabella Raupold

Die Stadt ist verarmt - und viele ihrer Bürger auch. Die Kaufkraft sinkt. Das Grün ist ungepflegt. Die Brunnen sprudeln nur noch, wenn die Anwohner, die sich das leisten können, dafür eigens das Portemonnaie aufmachen. Das machen sie aber ohnehin ständig und immer weiter auf: Denn alle relevanten Gebühren sind in den vergangenen Jahren zum Teil massiv gestiegen. Den Politikern ist viel eingefallen, um den desaströsen städtischen Haushalt zu sanieren - viele Gebührenerhöhungen und viele neue Gebühren. Die Bürger müssen mehr zahlen und bekommen dafür weniger.

Andernorts brechen über solche Gemengelagen Revolutionen aus. Mönchengladbach ist weit davon entfernt. Zwar treten bei der Kommunalwahl am 25. Mai reichlich Sammelbecken für Unzufriedene an - sie werden aber allesamt keine bedeutende Rolle spielen. Zwar wird der Wähler wohl SPD, Grünen und FDP zu erkennen geben, was er von ihrem gemeinsamen Auftritt als Ampel gehalten hat. Genau so, wie er vor fünf Jahren die CDU leistungsgerecht beurteilt hatte.

Zensus 2011: Mönchengladbach in Zahlen
Infos

Zensus 2011: Mönchengladbach in Zahlen

Infos
Foto: Detlef Ilgner

Bürger haben das Ruder übernommen

Doch der Bürger hat Anderes und vor allem Besseres zu tun, als sich über die Verhältnisse zu beklagen. Faktisch haben die Bürger längst aus Notwehr das Ruder übernommen. Es sind Bürger, die dafür gesorgt haben, dass die Stadt nun mit einem Masterplan mit Sinn und Verstand planen und bauen kann. Verwaltung und Politik waren dazu über Jahrzehnte nicht in der Lage. Es sind Bürger, die Plätze gestalten und ihre Umgebung sauber halten.

Die Zahl der Initiativen, die nicht nach dem Floriansprinzip gegen irgendwas ist, sondern im Gegenteil für etwas, ist immens. Es sind Bürger, die - wie zum Beispiel bei der Gestaltung des Schillerplatzes - miteinander aushandeln, was denn nun für die größte Anzahl an Menschen den größten Nutzen bringt. Es sind auch Bürger, die nun Investoren von außerhalb für ihre Heimatstadt begeistern. Diese Bürger haben sich weitgehend von Verwaltung und Politik emanzipiert und sind schon mehr als zufrieden, wenn diese das Notwendige und Sinnvolle nicht über Gebühr behindern. Was erstaunlich oft vorkommt.

Politik und Verwaltung müssen Bürger untertstützen

Vieles können die Bürger jedoch nicht. Sie können keine Unternehmen ansiedeln und damit Arbeitsplätze schaffen. Sie können keine Straßen bauen. Überflüssige Schulen schließen. Sie können nicht beschließen, wo die Stadt Millionen einsparen soll. Sie können nicht für Sicherheit in der Stadt sorgen. Das müssen Politik und Verwaltung.

Der nächste Rat hat es denkbar schwer. Denn je länger überfällige Entscheidungen aufgeschoben werden - zum Beispiel zum Sparen, zum Verkehrskonzept, zu den Folgen der Demografie - desto tiefer und schmerzlicher sind die nötigen Einschnitte. Und der nächste Rat hat es denkbar einfach. Denn der Bürger hat es ihm in vielen Bereichen vorgemacht. Die Politiker müssen sich nur noch an die Spitze dieser Bewegung stellen und das, was die Bevölkerung ganz offensichtlich kann und will, auf andere Bereiche übertragen.

"Eisen des Masterplans schmieden"

Das heißt konkret: Die Stadt muss das Eisen des Masterplans schmieden, so lange es heiß ist. Jetzt können Investoren überzeugt und damit Arbeitsplätze geschaffen werden. Das ist die Grundvoraussetzung für einen Aufschwung, der nicht nur gefühliges Strohfeuer ist. Den Haushalt zu sanieren ist richtig und notwendig - dies fast ausschließlich über die Einnahmen zu tun, ist falsch. Die Stadt muss sauberer und sicherer werden. Der Verkehr muss fließen - für alle Beteiligten. Keiner hat Vorrang vor dem anderen.

Die Stadt muss sich von Überflüssigem trennen; das betrifft Aufgaben wie Gebäude. Politik und Verwaltung müssen Bürger nicht als zu überlistende Störenfriede betrachten, sondern als Kunden, für die sie arbeiten und die als Auftraggeber jedes Recht haben, ihren Dienstleister zu steuern. Politiker sollen sich nicht in Hahnenkämpfen aufreiben, bei denen der eitelste Gockel gekürt wird, sondern pragmatisch, nüchtern und sachlich nach den besten Lösungen für die Stadt suchen - jenseits von Fraktionszwängen und festen Bündnissen.

Das gebeutelte Gladbach kann tatsächlich die Kurve bekommen. Und die Kommunalwahl am 25. Mai dabei ein wichtiger Einschnitt sein.

Und jetzt sind Sie gefragt: Machen Sie bei unserer Wahlumfrage mit, damit wir ein Stimmungsbild erhalten und die Trends und Themen besser einschätzen können. Hier geht es zur Umfrage.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort