Mönchengladbach Es trifft nicht Laurentius, sondern Michael

Mönchengladbach · Um nicht als Sündenbock dazustehen, hat die Projektgruppe, die über die kirchlichen Immobilien entscheiden sollte, den Schwarzen Peter an das Bistum zurückgespielt. Das Gotteshaus auf der Kamphausener Höhe bleibt auf der Strecke.

 Nicht St. Laurentius, wie lange gemunkelt wurde, sondern St. Michael wird nicht weiter bezuschusst.

Nicht St. Laurentius, wie lange gemunkelt wurde, sondern St. Michael wird nicht weiter bezuschusst.

Foto: Andreas Baum

Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche. Genauer: Seitdem die Projektgruppe über die Zukunft der kirchlichen Immobilien in Odenkirchen berät, ist die Unsicherheit in den Gemeinden groß. Zweimal bereits hatte es geheißen, St. Laurentius würde dem Sparhammer des Bistums zum Opfer fallen. Jetzt ist sicher: Es trifft St. Michael. Und die Entscheidung haben die kirchlichen Gremien dem Bistum überlassen - den Auftrag quasi zurückgewiesen.

Und das kam so: Im Rahmen des KIM-Prozesses (KIM steht für Kirchliches Immobilienmanagement) wurden alle Gemeinden aufgefordert, ihre kirchlichen Gebäude, die zuvor von der Joseph-Stiftung, einem Dienstleister rund um die Gebäudeerfassung im deutschsprachigen Raum, inventarisiert wurden, zu bewerten. Für die Instandhaltung aller pastoral genutzten Immobilien geht das Bistum Aachen derzeit von einem Finanzbedarf in Höhe von rund 18 Millionen Euro aus. Aktuell stehen jedoch nur etwa 10 Millionen Euro zu Verfügung. Konsequenz daraus ist, dass das Bistum zukünftig nicht mehr wie bisher die Instandhaltung aller kirchlich genutzten Gebäude bezuschussen kann.

Und so gelangte die KIM-Liste mit 15 aufgeführten Gebäuden - inklusive der drei Kirchen St. Laurentius, Heilig Geist und St. Michael - auf dem Tisch der Odenkirchener Projektgruppe. Die Mitglieder prüften, diskutierten, beschlossen und verwarfen. Bis sie zu dem Ergebnis gelangten, dass sie die Entscheidung nicht treffen wollten. Und dem Bischöflichen Generalvikariat diese überließen. "Dieser Beschluss des Kirchenvorstands von Sankt Laurentius ist nicht als reine Verweigerungshaltung oder Flucht aus der Verantwortung misszuverstehen", betont Pfarrer Jan Nienkerke. "Die Suche nach einer für alle annehmbare und auch nach außen hin gut vertretbare Entscheidung hat seine Vertreter, die alle einer unserer drei Gemeinden angehören, an die Grenzen ihrer Solidarität miteinander geführt."

Der Pfarrer möchte die schlechten Nachrichten so gut wie möglich verkaufen. "Die neun Gebäude, die für Baumaßnahmen in Zukunft keine Zuschüsse mehr aus Kirchensteuermitteln bekommen, sind allesamt in einem guten baulichen Zustand", sagt er. Und in fünf Jahren wird ohnehin neu gedacht. Dann endet das KIM-Prozess - und wird sicherlich von einem neuen Sparprogramm abgelöst.

Regionaldekan Ulrich Clancett ist grundsätzlich sehr angetan vom Odenkirchener Vorgehen: "Endlich hat mal jemand das Bistum in die Verantwortung genommen.." Egal, welche Entscheidung die Projektgruppe getroffen hätte, "vor Ort wäre der Schaden erheblich gewesen." Clancett glaubt, dass man im Bistum hofft, dass die Gemeinde St. Michael die Reparatur kleinerer Schäden an der Kirche auch schon mal aus eigener Tasche reparieren lassen wird. "St. Michael ist aus den 60-er Jahren - pflegeleicht und frei von jeglichem Denkmalschutz", sagt er. "Da kann man auch schon mal selbst mit der Kelle und einem Eimer Farbe ran." Größere Maßnahmen - etwa bei einem Defekt an der Heizung oder am Dach - wären da schon problematischer.

Im Grunde genommen hat Odenkirchen Glück gehabt - vorläufig. Denn eigentlich hatte das Bistum vorgeschlagen, entweder die beiden kleinen Kirchen (Heilig Geist und St. Michael) oder alternativ das größte der drei Gotteshäuser, St. Laurentius, aus der Bezuschussung zu nehmen. Jetzt ist es St. Michael. Nur.

(RP)
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