Mönchengladbach Ein Stadtteil im Kappes-Fieber

Mönchengladbach · Mittelalterliches Flair, viel Kunsthandwerk und Kulinarisches gab es am Wochenende zum Kappesfest in Rheindahlen. Das Fest lockte um die 30.000 Besucher an, kleine Gäste drängten sich in der Waldschule.

 Die elfjährige Lena heizt bei Schmied Ranak vom See die Glut an. Viel Mittelalterliches konnten die Besucher erleben.

Die elfjährige Lena heizt bei Schmied Ranak vom See die Glut an. Viel Mittelalterliches konnten die Besucher erleben.

Foto: Jörg Knappe

Kohl, Kohl und nochmals Kohl - am vergangenen Wochenende drehte sich rund um die Kirche St. Helena in Rheindahlen alles um das vielseitige und gesunde Gemüse. Der Weißkohl, auf Plattdeutsch Kappes genannt, spielt für die Rheindahlener schließlich eine wichtige Rolle. Kein Wunder, dass das traditionsreiche Fest um die 30.000 Besucher an beiden Wochenendtagen anlockte.

Seit 1998 kümmert sich der Verein "Zukunft Rheindahlen" um die Veranstaltung. "Für uns ist das immer etwas Besonderes," betont Vereinsvorsitzender Stephan Schumacher. Arno Oellers, Bezirksvorsteher West, ließ es sich nicht nehmen das Volksfest zu eröffnen. "Auch wenn das Wetter nicht so mitspielt, wird es dieses Jahr ein Erfolg," spielte der CDU-Politiker auf das durchwachsene Aprilwetter an. Für musikalische Unterhaltung sorgten neben dem Rheindahlener Trommelcorps viele Bands, wie die Stimmungsgruppe "Opus 2" bis in den Abend hinein.

Wer sich fragt, warum Rheindahlen ausgerechnet dem Weißkohl ein ganzes Festwochenende widmet, der wurde bei der historischen Stadtführung aufgeklärt. Früher befand sich dort eine Sauerkrautfabrik, und auch heute noch bauen viele Bauern Weißkohl auf ihren Ackerflächen an. Der Kappes prägt den Stadtteil seit jeher. Neben der Kohltradition will das Fest auch die Naturverbundenheit stärken. Das merkt man den über hundert Marktständen an. So gab es unter anderem einen Stand der niederländischen Hochschule Fontys aus Venlo. Einige Studenten, die aus Mönchengladbach kommen, verkauften beim Kappesfest eine Shampooseife aus Naturmaterialien, die sie in einem Projekt entwickelt hatten.

Präsent war der Kohl nicht nur mit Klassikern wie der Kohlroulade, sondern auch in kreativen Spielideen. Der ein oder andere konnte sich bei der St.-Helena-Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel im "Kappes bügeln" versuchen. Dabei ging es darum, mit einem Schläger und einem Ball so viele Kappesköpfe wie möglich zu treffen. Das spornte den Ehrgeiz bei Besuchern und Schützen gleichermaßen an.

Für die kleinen Gäste war besonders die rollende Waldschule der Kreisjägerschaft Mönchengladbach interessant. Willi Boost, der sonst an Kindergärten und Grundschulen unterwegs ist, stellte seine Tierpräparate an diesmal in Rheindahlen zur Schau. "Das ist immer eine gute Gelegenheit, Kindern und deren Eltern die Natur näher zu bringen. Viele wissen über Waldtiere relativ wenig", erzählt er. Dabei konnten die Kinder die Felle anfassen und viele Fragen stellen.

Ein Besuchermagnet war das mittelalterliche Prangerspektakel, das von der mittelalterlichen Laiengruppe "Ordo Equester" inszeniert wurde. Dabei hatte jeder Besucher die Möglichkeit, ein selbst gewähltes "Opfer" einmal spaßeshalber an den Pranger zu stellen, bei dem man es schon immer einmal wollte. Abgerundet wurde die Volksfeststimmung mit einer Oldtimer-Rallye und einem Bummel durch die geöffneten Läden am verkaufsoffenen Sonntag.

(swin)
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