Mönchengladbach Ein Ehrenmal braucht Hilfe

Mönchengladbach · Verwittert, mit Flechten überzogen, die oberste Schicht teilweise abgeplatzt: Die acht Gedenksteine am Neuwerker Ehrenmal für die Opfer der beiden Weltkriege sind marode. Die Heimatfreunde lassen die Steine sanieren.

 Steinmetz und Restaurator Henry Ferl begutachtet einen der acht Gedenksteine. Sie werden saniert und neu in einer Linie aufgestellt.

Steinmetz und Restaurator Henry Ferl begutachtet einen der acht Gedenksteine. Sie werden saniert und neu in einer Linie aufgestellt.

Foto: Raupold, Isabella

Neuwerk Karl Hülsenbusch, Toni Mertens, Hans Ohlenforst, Peter Greis — diese Namen stehen neben 730 weiteren auf sieben Sandsteinplatten am Neuwerker Ehrenmal. Es sind Familiennamen, die in Neuwerk bekannt sind — obwohl die vier oben erwähnten Männer schon lange tot sind. Sie starben als Soldaten im Ersten oder Zweiten Weltkrieg: Sieben Gedenksteine halten die Erinnerung an sie und an die anderen Neuwerker wach, die ihr Leben auf den Schlachtfeldern der Kriege lassen mussten.

Der achte Stein ist den Angehörigen der jüdischen Familien Hermanns und Joseph gewidmet, die von den Nazis in der NS-Zeit ermordet wurden. Das am 13. November 1960 errichtete Ehrenmal — der jüdische Gedenkstein folgte 31 Jahre später — ist in die Jahre gekommen: Auf einigen Platten sind die oberen Schichten abgeplatzt, sie verwittern, Algen und Flechten überziehen die Tafeln, und besonders standfest waren sie zuletzt auch nicht mehr. Die Neuwerker Heimatfreunde haben es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, das Ehrenmal zu sanieren.

Eine Komplett-Sanierung

Wer die kleine Grünanlage entlang der Engelblecker Straße in den vergangenen Tagen passierte, konnte Arbeiter beobachten, wie sie die schweren Sandsteinplatten aus dem Fundament holten und sie neu — und da vor allem in einer geraden Linie — ausrichteten. Landschaftsgärtner Josef Tölkes hat mit seinen Mitarbeitern in kurzer Zeit viel geleistet. Darüber freuen sich vor allem Manfred Zitz und Karlheinz Gülden, die zum Vorstand der Heimatfreunde gehören und maßgeblich im Ehrenmal-Ausschuss die Aktion vorbereitet haben. Im ehemaligen Neuwerker Bezirksvorsteher und CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Post fanden sie einen engagierten Mitstreiter, der Kontakte zu Geldgebern herstellte: "Das alles kostet einiges — und die Deckungslücke ist noch groß."

Das liegt mit daran, dass es eine Komplett-Sanierung wird: Die Steine werden grundgereinigt, lose Stellen werden verharzt, die Oberfläche wird mit einer Spezialflüssigkeit versiegelt. Steinmetz Henry Ferl, der eine Sonderqualifikation als Restaurator hat, übernimmt die Arbeiten. Und die guten Verbindungen zur CDU-Bezirksvertreterin Brigitte Tölkes halfen, dass ihr Mann die Umsetzung zu einem Sonderpreis machte.

Es war Heinrich Schauten, 1956 König der St.-Barbara-Bruderschaft, der den Anstoß gab, mit einem Ehrenmal an die gefallenen Neuwerker zu erinnern. Die Begeisterung für die Idee war groß. Die Vereine bildeten Ende der 50er Jahre eigens einen Ehrenmal-Ausschuss, der eine Mammutaufgabe zu bewältigen hatte: Zahlreiche ehrenamtliche Helfer besuchten die Neuwerker Familien und trugen die Namen von Gefallenen und Kriegstoten der beiden Weltkriege zusammen. Noch heute gibt es im Priorhaus Ordner, die von dieser Sisyphusarbeit zeugen. In Sammelheften führten die Ausschuss-Mitglieder sorgfältig die monatlichen Geldspenden für das Krieger-Ehrenmal auf. Vier Jahre lang dauerte es, bis mehr als 7000 Mark zusammen waren, um die Pläne in die Tat umzusetzen: Ein Steinmetz meißelte die 734 Namen in die Platten.

Aufklärungsarbeit

In jedem Jahr treffen sich zahlreiche Neuwerker am Volkstrauertag vor dem Ehrenmal, um der Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft zu gedenken. Auch wenn das Ehrenmal einen starken Rückhalt in Neuwerk hat, müssen die Heimatfreunde Gülden und Zitz oft mit Engelszungen reden, damit der Ort nicht verschandelt wird. "Vielen Menschen ist nicht klar, dass die Steine und die Gedenkstätte mit dem massiven Steinkreuz in der Mitte ein Teil unserer Geschichte sind. Da müssen wir viel Aufklärungsarbeit leisten", sagt Gülden.

(RP/ac)
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