Messerattacke: Verletzte wieder entlassen Borussias Fans sind europäische Spitzenklasse

Mönchengladbach · Sie flogen aus bis zu 6000 Kilometern Entfernung, machten Rom schwarz-weiß-grün und feierten trotz des faden Spiels unverdrossen. Ein trauriger Zwischenfall vor dem Spiel: drei Borussen-Fans sind mit Messerstichen attackiert und dabei verletzt worden. Sie konnten das Krankenhaus in der Zwischenzeit verlassen.

Borussia-Fans auf Rom-Reise - Wir zeigen ihre Bilder
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Foto: Thorsten Wilms

Normalerweise zücken die Menschen vor der "Piazza di Spagna" ihren Foto-Apparat, um die historische Freitreppe im Herzen Roms zu knipsen. Von den vielen Stufen war in der italienischen Hauptstadt gestern jedoch wenig zu sehen — dafür bot sich ihnen ein anderes spektakuläres Motiv: Bei strahlendem Sonnenschein nutzten rund 2000 Borussia-Fans die Stunden vor dem Europa-League-Duell gegen Lazio, um sich gemeinsam einzustimmen und das berühmte Bauwerk in ein schwarz-weiß-grünes Fahnenmeer zu verwandeln. In diesem Moment schien ganz Rom in Gladbacher Hand, aus allen Seitenstraße strömten die Fans zur berühmten Treppe.

"Die Stimmung hier ist großartig. Viele Römer schauen ungläubig und machen Fotos", berichtete Martin Heinen, der bereits am Mittwoch aus Eindhoven eingeflogen war und noch eine Sight-Seeing-Tour machen konnte. Auch das ehemalige Mönchengladbacher Prinzenpaar Guido und Monika Ferfers landete am Mittwoch in der Hauptstadt. "Es ist toll, Rom in den Borussia-Farben zu erleben", sagte Monika Ferfers.

Gegen 14.30 Uhr bekamen die Fans dann hohen Besuch. Borussias Präsidium schaute vorbei und tauchte ein in die schwarz-weiß-grüne Masse. Rainer Bonhof, der Vize-Präsident, kämpfte sich Stufe um Stufe empor und genoss das Bad in der Menge, bevor die Fans ab 16 Uhr schließlich mit Shuttle-Bussen vom "Piazza del Popolo" zum Olympiastadion gebracht wurden.

Auch Carsten Gust erhaschte einen Blick auf Bonhof aus nächster Nähe. Er war von den fast 10 000 Gladbachern, die in Rom waren, wohl der mit der weitesten Anreise. Der 36-Jährige ist Küchenchef in einem Hotel in Sambia und ist eigens für Borussias Spiel nach Rom gereist — über 6000 Kilometer weit. 19 Stunden dauerte der Flug aus Afrika in die italienische Hauptstadt. "Ich habe jedes Jahr einen Freiflug nach Europa, und den nutze ich nun für dieses Spiel. Es ist unglaublich, was hier los ist", sagte Gust, während hinter ihm auf der Treppe fleißig gehüpft und gesungen wurde.
"Es ist toll, hier mit all den Borussen zu feiern", sagte Daniel Schneider, der mit einer sechsköpfigen Abordnung des Fanklubs Bad Vilbel nach Rom gereist war. "Wir bleiben bis Samstag, fliegen dann zurück nach Frankfurt — und Sonntag geht es nach Gladbach zum Spiel gegen Dortmund", berichtete Schneider von seinen Plänen für die nächsten Tage.

Streiks bremsten Fans nicht aus

Aufgrund des Streiks an den Flughäfen Köln/Bonn wurde die Reise für Ralf Jansen und seine Freunde Alfred, Andreas, Dieter und Thomas zu einer kleinen Odyssee. Für sie wurde am Mittwochabend klar: der Flug nach Mailand am Donnerstagmorgen wird bestreikt. Aufgeben wollten sie jedoch nicht und starteten am Mittwoch um 23 Uhr mit dem Auto Richtung Berlin. Am Donnerstagmorgen saßen sie schließlich im Flugzeug Richtung Mailand. Von dort brachte sie ein Schnellzug nach Rom. Nach 15 Stunden Reisezeit erreichten sie schließlich ihr Ziel.

Die Strapazen lohnten sich, denn auch im Stadion war die Atmosphäre dann erstklassig. "Das war ein gefühltes Heimspiel. Einige waren sogar zu Tränen gerührt, dass sie mit dabei sein durften", erzählte Monika Ferfers beeindruckt. Und auch wenn es am Ende nicht für das "Wunder von Rom" reichte, würde sie die Reise jederzeit wieder antreten. "Wir waren zwar traurig, weil wir uns mehr Kampf von der Mannschaft gewünscht hätten, aber diese zwei Tage hier waren trotzdem ein einzigartiges Erlebnis", schwärmte die 46-Jährige.

Messerattacke auf Borussia-Fans

Am Rande der Europacup-Begegnung zwischen Borussia Mönchengladbach und Lazio Rom sind in der italienischen Hauptstadt am Donnerstag drei deutsche Fans niedergestochen worden. Keiner der Verletzten sei in kritischem Zustand, berichteten italienische Medien am Donnerstagabend unter Berufung auf Polizeiangaben.

"Niemand ist in Lebensgefahr. Wir haben zu allen Kontakt, und allen dreien geht es gut. Einer hat wohl einen Stich in die Wade bekommen, ein anderer in den Oberschenkel. Es ist zum Glück nichts Dramatisches", sagte Borussias Pressesprecher Markus Aretz.

Laut Polizei-Angaben war ein 50 Jahre alter Arzt auf der Milvischen Brücke vor dem Olympiastadion attackiert worden, am Ufer des Tiber und vor dem Hilton-Hotel habe es weitere Angriffe gegeben.

Nach Agenurinformationen haben die drei verletzten Fans das Krankenhaus in Rom in der Zwischenzeit verlassen können. Sie trugen keine schweren Verletzungen davon. Das teilte der Ordnungsdienst des Fußball-Bundesligisten am Freitag mit. Die drei Borussia-Anhänger waren vor dem Europa-League-Spiel am Donnerstag bei Lazio Rom in der italienischen Hauptstadt von Hooligans mit dem Messer angegriffen worden. Zu den Vorfällen sei es nach italienischen Medienberichten an drei verschiedenen Orten der Stadt gekommen. Die Polizei sucht die Täter in der Lazio-Fanszene.

(ape/dpa)
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