Mönchengladbach Betreuerin fiel mit nutzlosen Käufen auf

Mönchengladbach · Vor der Ersten Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts wirft der Staatsanwalt einer Berufsbetreuerin (55) gewerbsmäßige Untreue und Betrug vor. Als Gehilfe mitangeklagt ist der Amtsrat und Bezirksrevisor des Gerichts. Der 60-Jährige soll billigend in Kauf genommen haben, dass sich die Freundin an den Betreuungsfällen bereicherte. Selbstbewusst und ohne die geringste Einsicht zeigten sich die beiden Angeklagten auch gestern. Der mitangeklagte Freund und Nachbar will ihr lediglich bei der Buchhaltung der Abrechnungen geholfen haben. Insgesamt 325 Mal soll die 55-Jährige die ihr anvertrauten Senioren betrogen haben. Seit 1997 war sie als Berufsbetreuerin in den Bezirken der Amtsgerichte Mönchengladbach, Rheydt und Erkelenz tätig. Sie war für die Vermögensverwaltung ihrer oft bettlägerigen Schützlinge tätig.

Tatsächlich soll sie auf Kosten der zu betreuenden Personen Waren für den täglichen Gebrauch und Luxusgegenstände gekauft, aber dann für sich und ihre Familie behalten haben. Trotz der massiven Vorwürfe zeigte sich die 55-Jährige "fassungslos" und beteuerte, als Betreuerin 24 Stunden im Einsatz gewesen zu sein. Im auffallenden Gegensatz zu diesen Beteuerungen wurden gestern im Gerichtssaal die Ergebnisse von Durchsuchungen im Haus der Angeklagten und in den Pflegeheimen bekannt. So soll die Berufsbetreuerin laut Anklage für gebrechliche Senioren unter anderem Reizwäsche, Ledercorsagen, Stringtangas, Gewalt- und Horrorvideos gekauft haben.

Tatsächlich wurden bei den Durchsuchungen viele der für die betreuten Personen abgerechneten DVD's im Wohnzimmerschrank der Angeklagten entdeckt. Teure Unterwäsche fand sich im Haushalt der 55-Jährigen. In Wirklichkeit soll die betreute Frau, aus deren Vermögen die Wäsche gekauft wurde, einfache Baumwoll-Slips getragen haben. Auch eine Versace-Brille im Wert von 996 Euro wurde im Besitz der Angeklagten gefunden. Die Brillengläser hatten die Sehstärke der Betreuerin. Diesem Anklagevorwurf widersprach die 55-Jährige gestern sofort: "Der Beleg ist falsch abgeheftet worden". Das Geld habe sie zurückgezahlt. Zwei weitere Brillen, für 310 Euro und 329 Euro , habe man nicht gefunden, hieß es gestern. Dagegen soll die betreute Person nur drei einfache Brillen besessen haben. Der Prozess wird mit Zeugen fortgesetzt.

(RP)
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