Fußball Vater, Lehrer und Trainer

Interview mit Michael Kirschner und Uwe Finke. Die Übungsleiter der Bezirks- und Kreisliga-Mannschaft arbeiten Hand in Hand – für den SC Unterbach.

Unterbach Michael Kirschner und Uwe Finke coachen die Bezirks- und die Kreisliga-Mannschaft des SC Unterbach. RP-Mitarbeiter Patrick Kleinmann sprach mit den beiden Fußball-Trainern über Philosophien, Taktiken und Teambesprechungen.

RP: Herr Kirschner, Herr Finke. Als was für Trainertypen würden Sie sich einstufen? Eher Schleifer oder eher Kumpel?

Finke: Grundsätzlich sind die Trainer heute nicht mehr so dominant wie früher. Man muss vielfältiger sein und sich auf die einzelnen Spieler einlassen. Man ist ein Drittel Vater, ein Drittel Lehrer und ein Drittel Trainer. Fußball ist schließlich nur ein Hobby. Meine Spieler wissen, dass ich jederzeit auch bei nicht fußball-bezogenen Problemen für sie da bin.

Kirschner: Ich arbeite viel im zwischenmenschlichen Bereich. Wichtig ist es, für jeden Spieler den richtigen Ton zu finden. Das ganze Trainerteam muss eine Linie haben, Disziplin, Ehrlichkeit und Transparenz ausstrahlen. Zum Glück haben wir mit unseren Co-Trainern Frank Behlau und Frank Hans motivierte und gute Assistenten.

Unter den Verantwortlichen der Profivereine wird derzeit heiß diskutiert, inwiefern eine im Verein vorgegebene, durchgängige Taktik sinnvoll ist. Ist so etwas auch in einem Verein, dessen erste Mannschaft in der Bezirksliga spielt, eine Option?

Kirschner: Grundsätzlich ja. So etwas lohnt sich aber erst richtig, wenn die Ambitionen dahin gehen, hoch zu spielen, das heißt ab der Oberliga aufwärts. Es ist ein unglaublicher Zeitaufwand, alle Trainer im Klub gemeinsam zu schulen und davon zu überzeugen. Dies muss von der Vereinsführung über die Jugendleiter und auch durch einen lizenzierten Sportkoordinator vorgegeben werden. Sinnvoll ist es in Unterbach, ab der B-Jugend in der Abwehr mit einer Kette zu spielen.

Wie ist es mit einem einheitlichen taktischen System in der ersten und zweiten Mannschaft?

Finke: Das ist schwierig. Wir müssen als Trainer immer auch auf die Qualitäten unserer Spieler eingehen und uns danach auch taktisch richten. Um mit einer Kette zu spielen braucht man eine gewisse Qualität. Wenn uns dann Stammspieler fehlen, passt es nicht mehr

Kirschner: Grundsätzlich kann jede Mannschaft mit einer Dreier- oder Viererkette spielen. Wir konnten diese Saison unser taktisches System mit der Viererkette leider nicht ganz durchziehen, da uns immer wieder Akteure ausgefallen sind. Vor allem Andrea del Polito als Führungsspieler und lautstarker Antreiber fehlt uns. Mit Libero werde ich aber nie spielen lassen, wir versuchen durch die Kette und Raumdeckung die Laufwege zu reduzieren und offensiver über die Außen zu agieren.

Finke: Für uns hat sich das Abwehrsystem mit Libero bewährt, aber auch wir sind bestrebt, im Laufe der Rückrunde mit unseren Spielern auf eine Dreierkette umzustellen. Ich habe auch Partien der ersten Mannschaft gesehen, in denen das Spiel mit der Kette in die Hose gegangen ist. Das ist vom Personal abhängig und auch Einstellungssache.

Auch bei der Einstellung auf den Gegner haben Sie verschiedene Haltungen.

Finke: Ich habe das schon früher so von meinen Trainern mitbekommen: Der Gegner soll sich auf uns einstellen. Einzelne Spieler, wie zum Beispiel Torjäger Hayati Budak vom TSV Eller 04, lasse ich schon mal enger bewachen. Aber unsere Grundausrichtung mit zwei Spitzen ist immer dieselbe. Für mich ist Offensivfußball das A und O, wir wollen unsere Linie fahren. Natürlich bereiten wir uns aber auch sehr intensiv auf die gegnerischen Teams vor.

Kirschner: Meiner Meinung nach gibt es auch in der Kreisliga fünf Mannschaften, nach denen man sich taktisch richten kann. Ich muss Uwe aber Recht geben: In der Kreisliga A nimmt die Vorbereitung nicht so viel Zeit in Anspruch, weil man die Mannschaften und Spieler kennt. Bei uns ist das schwieriger, weil wir in eine neue Gruppe mit vielen unbekannten Mannschaften gekommen sind. Da sage ich meinen Spielern vor der Partie nicht nur, wer beim Gegner die Tore macht, sondern auch schon mal wie viele Gelbe und Rote Karten sie schon bekommen haben und gehe auf die spielerischen Stärken und Schwächen ein. Ich denke, das gehört einfach dazu.

Finke: Michael musste sich da komplett neu orientieren. Die Frage ist aber, ob die Spieler das grundsätzlich auch so umsetzen können.

Kirschner: Klar. Man kann seine Spieler noch so gut einstellen, wie sie es dann auf dem Platz umsetzen, entscheiden sie immer selber und das ist auch Tagesform abhängig.

Finke: Es wäre mal interessant, ein Spiel aufzunehmen und dann hinterher eine Videoanalyse vorzunehmen.

Wie läuft das Verschieben von Spielern zwischen der ersten und zweiten Mannschaft?

Finke: Die Unterstützung läuft besser. Michael hat ja zuletzt Stefan Müller, Kai Grimm und jetzt auch Patrick Bedei bekommen. Dafür haben Hassan Rahempoor, Christian Grummert oder auch Michael Gundlack und die beiden Torhüter bei mir gespielt.

Kirschner: Speziell das regelmäßige Abstellen meiner Torhüter aufgrund des langfristigen Ausfalls von Benjamin Henning, was ich praktiziert habe, hätte so wahrscheinlich kein anderer Trainer gemacht. Wichtig ist es, dass die Spieler, die in der zweiten Mannschaft auflaufen, Gas gegeben haben und motiviert mitziehen.

Finke: Zudem kann ich auch Spieler in meine Mannschaft locken, mit der Aussicht, dass sie mit guten Leistungen ins Bezirksliga-Team hochgezogen werden. Aufgrund der kontinuierlich guten Arbeit in der zweiten Mannschaft ist der Sprung in den letzten Jahren ja auch schon vielen Spielern geglückt.

(RP)
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