Mettmann Schattenreiche und buchstäbliche Kunst

Mettmann · Klaus Stecher und Rolf Lilie stellen einen Teil ihrer Werke im Kunsthaus Mettmann aus.

Schon der Titel der Ausstellung "Buchstäblich und schattenreich" klingt ungewöhnlich und macht neugierig. Und tatsächlich finden sich gleich beim Eintreten zahlreiche kleine Bücher, Broschüren auf Tischen, so dass der Besucher, ungewöhnlich bei einer Vernissage, erst einmal zu den Geschichten greift: humorvolle, hintersinnig-philosophische Geschichten ("Der Neandertaler kam nur bis ins Neandertal"), auch literarische Motive ("Gilgamesch"), auch Autobiographisches. "Ich habe meine Biographie zum Gegenstand meiner Kunst gemacht", sagt Klaus Stecher. Und so finden sich im Erdgeschoss autobiographische Scherenschnitte; Phantasiewesen, die das Neandertal bevölkert haben könnten, in gerissenen Papiercollagen; im Zwischengeschoss großformatige Holzschnitte und Acrylbilder zum Thema Liebe und Verlust: "Es waren zwei Königskinder".

Klaus Stecher, geboren in Wuppertal, hat er dort als Kind die Schrecken der alliierten Bomberangriffe auf Barmen miterlebt, danach die entbehrungsreiche Nachkriegszeit. Die Scherenschnitte im Eingangsraum thematisieren diese Zeit. Der Fotograf Rolf Lilie arbeitet digital, von einigen spielerischen Experimenten abgesehen fast immer ohne Nachbearbeitung. Parallel zu seiner Tätigkeit als Buchhändler absolvierte er eine Ausbildung an der Folkwangschule Essen. "Schattenreich" - Fotografien, überwiegend in Schwarz-Weiß gehalten, setzen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Licht und Schatten auseinander. Silhouetten sterbender Bäume an der Abbruchkante der Poeler Steilküste; im diffusen Licht verschwimmende Flusslandschaften; Lichtwirkungen, die Linien entstehen lassen; und immer wieder die Faszination der Schatten. Eine indirekte Welt, oft bleibt der Gegenstand, der den Schatten wirft, unsichtbar, rätselhaft. Vergleichbar die Spiegelungen auf dem Wasser: nur der Schatten des darüber fliegenden Vogels lässt dessen Existenz erahnen.

"Der Betrachter", so Rolf Lilie, "soll aktiv einbezogen werden und sich mit den Bildern auseinandersetzen." Das schien am Abend der gut besuchten Vernissage durchaus gelungen.

(RP)
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