Erkrath Der Wald braucht Licht

Erkrath · Förster Dennis Anders hat alte Bäume gekennzeichnet, die gefällt werden müssen. Ein Ziel ist Artenvielfalt. Das Holz gehört der Stadt.

Damit die Erkrather nicht irgendwann ihren Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, setzten Forstarbeiter derzeit an einigen Stellen die Säge an. Im Kalkofer Busch ragen bereits Baumstümpfe aus dem Boden, dicke Buchenstämme stapeln sich am Wegesrand. "Der Wald ist an vielen Stellen überaltert. Die meisten Bäume sind zwischen 90 und 150 Jahre alt", sagt Dennis Anders. Der Förster für das Gebiet Neandertal hat einzelne Exemplare ausgewählt und gekennzeichnet, damit sie gefällt werden.

Ein farbiges Kreuz ziert die glatte Rinde einer Kirsche. "Die große Gabelung mit der wulstigen Naht weiter unten zeigen, dass sie sich selbstständig aufspaltet. Ein oder beide Kronenteile könnten auf den Weg fallen", erläutert der Fachmann. Eine Buche daneben hat er ebenfalls markiert. "Die oberen Äste sterben bereits ab, außerdem steht sie in direkter Konkurrenz zu einem anderen Baum. Bei der Auslese suchen wir die zukunftsfähigere Pflanze aus und sägen ihren Bedränger ab", betont Dennis Anders. Sein Anliegen ist es, durch gezielte Vereinzelung, den gesunden Buchen Raum zu geben, damit sie sich entfalten können und so fest im Boden verwurzelt sind, dass auch ein Sturm sie nicht umhauen kann.

Neben der Verkehrssicherungspflicht versucht der Förster, gezielt Lichtungen zu schaffen, damit der Wald sich verjüngen kann. "Die Buche als Schattenpflanze verdrängt alle lichtbedürftigen Arten. Deren Samen können nicht austreiben, solange keine Sonne auf den Boden fällt. Wir wünschen uns jedoch mehr Vielfalt", betont Dennis Anders. Er hofft, dass die jungen Büsche und Bäume langfristig Trampelpfade schließen, die Besucher verführen, vom rechten Weg abzuweichen und Flora und Fauna zu stören oder gar zu zerstören. "Wir befinden uns in einer Kulturlandschaft, die durch den Menschen geformt ist", betont Dennis Anders. Wenn er der Natur ihren Lauf ließe, dürfte niemand den Wald betreten.

"Wir wollen den Menschen aber die Möglichkeit geben, sich hier zu erholen", betont Heide Rudolf. Sie ist beim Tiefbauamt der Stadt für die Grünflächen zuständig. "Äste und abgestorbenes Holz bleiben bewusst liegen, denn sie bieten zahlreichen Organismen einen Lebensraum." Weder Äste noch Stämme am Wegesrand dürfen Besucher mitnehmen. "Das ist schlicht Diebstahl", betont Dennis Anders. Waldarbeiter haben ihn während ihres Einsatzes im Kalkofer Busch angerufen, weil sich Bürger einfach bedienten. Das Holz ist jedoch Eigentum der Stadt. Rückepferde und Maschinen bringen die Stämme zu einem Sammelplatz, wo sie auf LKW verladen werden. Das hochwertige Holz bekommt die Sägeindustrie, aus dem Rest entsteht Brennholz oder Papier.

(domi)
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