Meerbusch Wirte fürchten Einbußen und Insolvenz

Meerbusch · Durch das neue Nichtraucherschutzgesetz ist ab morgen in Kneipen und Wirtshäusern das Rauchen verboten. In Meerbusch fürchten die Wirte Verluste oder Schließungen. Sie sehen zudem ein Stück Kneipenkultur sterben

 Claus Grotenburg, Inhaber von Grotenburg's Börker Brauhaus in Büderich, hat die Terrasse gerade erst hergerichtet, damit die Raucher ein gemütliches Plätzchen haben. Ab morgen sind Aschenbecher nur noch hier nötig.

Claus Grotenburg, Inhaber von Grotenburg's Börker Brauhaus in Büderich, hat die Terrasse gerade erst hergerichtet, damit die Raucher ein gemütliches Plätzchen haben. Ab morgen sind Aschenbecher nur noch hier nötig.

Foto: Ulli Dackweiler

Es ist eine Gesetzesverschärfung, die die Meerbuscher spaltet. Ab dem morgigen Mittwoch sorgt die Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes NRW für eine neue Situation in Gaststätten und Kneipen. Denn hier gilt dann absolutes Rauchverbot. Davon ist beispielsweise das Wirtshaus Baumeister in Strümp betroffen. "Drinnen können wir alle Aschenbecher wegräumen, dafür stellen wir draußen große auf", sagt Markus Vieten, Wirt von Haus Baumeister.

Bisher hatte das Wirtshaus den Innenbereich in zwei Säle aufgeteilt. Links konnte geraucht werden, rechts nicht. "Das Positive daran: Wir können die Zwischentüren jetzt aufmachen und alle können zusammensitzen", sagt Markus Vieten. Dennoch überwiegt bei ihm die Sorge um das Geschäft. "Ich hoffe, dass durch die Regelung der Thekenbereich nicht einbricht. Wenn die Leute raus müssen, gehen sie vielleicht früher. Das wird sich erst in Zukunft zeigen. Hoffentlich pendelt es sich aber über den Sommer ein." Besonders ärgert sich der Wirt über den Ablauf bei der Gesetzgebung zum Nichtraucherschutz. "Warum hat man es 2007 dann nicht direkt richtig gemacht? Nun wurde viel Geld in abgetrennte Raucherbereiche gesteckt, das ist nun hinausgeschmissen."

Sein Vater Mathias Vieten ist Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Meerbusch und sieht die Gesetzesänderung ebenfalls kritisch. "Wir haben nun keine Wahlfreiheit mehr. In anderen Bundesländern sorgte dieses Gesetz schon für Umsatzeinbußen von 30 Prozent und in Meerbusch und dem Umland gibt es ja noch eine viel stärkere Kneipenkultur. Die werden es alle sehr schwer haben." Gerade für die urige Eckkneipe sieht Mathias Vieten das Rauchverbot als hinderlich an. "Das sind kleine Betriebe, in denen Gäste kurz kommen, ihr Bier trinken und wieder gehen. Die haben keine große Speisekarte." Ähnlich wie sein Sohn hat er die Befürchtung, dass Gäste nicht so lang am Tresen sitzen bleiben und demnach auch nicht so viel trinken, wenn sie für jede Zigarette nach draußen gezwungen werden. "Wenn eine Gesellschaft zusammen erzählt oder Karten spielt, dann wird das durch die Raucherpause ständig unterbrochen."

Zuständig für die Kontrolle ist das Meerbuscher Ordnungsamt. Es kann bei Missachtung Geldbußen bis zu 2500 Euro verhängen. Bei einem Treffen der Meerbuscher Wirte und Vertretern des Dehoga soll es Klarheit geben.

Claus Grotenburg, Inhaber von Grotenburg's Börker Brauhaus in Büderich sieht der Neuregelung mit gemischten Gefühlen entgegen: "Wir versuchen, uns damit zu arrangieren. Aber es wird auch zu Insolvenzen führen, gerade bei der reinen Getränkegastronomie. Denn die haben keinen Spielraum mehr. Sagen wir mal so: Alle müssen Federn lassen. Wenn man genug Federn hat, ist es okay. Aber wer schon gerupft ist, der wird es nicht schaffen. Den Leuten wird zudem ein Stück rheinische Kneipenkultur mit dem Rasenmäher weggenommen." Dennoch kann Grotenburg der Änderung auch ein paar gute Seiten abgewinnen. "Jetzt sind wir den schwarzen Peter los. Wir waren immer diejenigen, die zwischen Rauchern und Nichtrauchern teilen mussten." Als positiven Aspekt sieht er auch den Zeitpunkt der Gesetzesänderung an. Jetzt, im Frühling, hätten die Leute immerhin die Möglichkeit, raus zu gehen. "Dadurch wird es ein fließender Übergang. Allerdings wird es abends noch recht kühl und ein Teil der Gemütlichkeit wird schon kaputt gemacht", sagt der Inhaber. Er hat sich darum bemüht, die Terrasse des Brauhauses pünktlich zum 1. Mai herzurichten, um den Rauchern einen geschützten Platz zu bieten.

Er hat aber bereits neue mögliche Probleme im Blick. Wenn die Raucher nun gezwungen sind, draußen zu rauchen, steige auch die Gefahr, dass es lange laut bleibt und sich die Nachbarschaft der Kneipen gestört fühlt.

(RP)
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