Meerbusch Videokunst in der Mühle

Düsseldorf · Die Schweizerin Franziska Megert zeigt ab morgen dreidimensionale Computeranimationen und Fotos auf Edelstahl in Lank-Latum an der Kemperallee. Die Ausstellung "Light and Delight" zeigt auch ihre Pionierarbeiten im Genre.

"Mit Kamera und Stativ ausgerüstet, mache ich mich auf den Weg zu meist noch in Gebrauch stehenden metallenen Gegenständen: Ich schleiche um eiserne Abfallcontainer, nähere mich den aus Metall gefertigten alten Briefkästen, verrottete Karosserien werden inspiziert, Baumaschinen untersucht, Garagentore begutachtet. Da suche ich nach etwas und ich weiß nicht, wie es aussieht und es ist unbeachtet, versteckt und winzig. Und wenn ich fündig werde, ist es für mich immer überraschend. Nicht das Prinzip des Zufalls spielt hier eine Rolle, sondern das Auge der Malerei leitet mich. Die Selektion der Oberflächenausschnitte ist ästhetisch motiviert. Es gibt Tage, da finde ich mehrere Bilder, manchmal kehre ich nach langer Suche erfolglos ins Atelier zurück", erzählt die Schweizer Künstlerin Franziska Megert, die in Düsseldorf und Bern lebt.

Die 61-Jährige stellt von morgen bis zum 27. März in der Teloy-Mühle an der Kemperallee in der Reihe "Meerbuch-Kunst" unter dem Titel "Lights and Delights" ihre Videoskulpturen und -projektionen, Computeranimationen und fotografischen Arbeiten aus. Dabei handele es sich um fotografische Abbildungen von Stahloberflächen unter dem Oberbegriff "Benchmark". "Die Fotos werden von einer Spezialfirma am Flughafen auf Edelstahl gelasert", berichtet Kurator Bernd R. Meyer. Je nach Perspektive und Licht veränderten die Motive ihre Wirkung, erklärt er. Manche Bilder wirken, als habe der Allmächtige schwungvoll seinen Arm durchs Universum kreisen lassen. "Wir zeigen künstlerische Ausdrucksformen, wie sie in Meerbusch noch nicht zu sehen waren", sagt Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage. Auf mehreren Ebenen seien Computeranimationen installiert. Im Erdgeschoss ist die 1996 entstandene Arbeit "HOMMeAGE" zu sehen und zu hören – eine Anthologie von mehr als 200 liegenden, sitzenden und stehenden weiblichen Akten aus der Malerei der letzten 500 Jahre – von der Renaissance ausgehend bis in die zeitgenössische Kunst reichend – bildet die Grundstruktur der Animation. Weil in der Malerei die meisten Akte als auf dem Bett liegende Frauen dargestellt sind, dient in der Videoskulptur "HOMMeAGE" ein gewaschenes, zum Trocken aufgehängtes weißes Bettlaken – wie dem Maler seine weiße Leinwand – als Projektionsfläche für die 3D-Computeranimation. Die emotionell und erotisch geladene Stimmung wird durch ein "Recycling" von Frauenstimmen aus gesendeten Spielfilmen unterstützt.

Franziska Megert ist in Thun geboren, hat in Bern Psychologie studiert und in Düsseldorf an der Kunstakademie die Fächer Foto, Film und Video belegt – die Anfänge des Genres mitgestaltet. Heutzutage seien das Medien, die mittlerweile für jeden am PC, Handy, iPad und sonstiges verfügbar seien. In Lank-Latum ist ein repräsentativer Querschnitt von ihren Anfängen bis heute zu sehen.

(RP)
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