Meerbusch Unikate aus dem kreativen Chaos

Düsseldorf · Sie stammt aus Hamburg und liebt schöne Materialien. Christina Roth ist Diplom-Textildesignerin und arbeitet seit vier Jahren in ihrem Büdericher Atelier. Sie entwirft und fertig ihre Unikate selbst. "Ich brauche den Kontakt zum Material, die Haptik."

Christina Roth (41) liebt das Chaos. Im Arbeitszimmer der Diplom-Textildesignerin stehen jede Menge Schachteln mit Fell- und Lederstücken oder Fischhäuten. Dosen mit Nieten. An der Dachschräge haften Bilder mit Frühlingsblumen. "Mein nächstes Projekt", sagt die Mutter von drei Kindern (16, 11 und acht Jahre alt), die jede freie Minute nutzt, um Schlüsselbänder, -anhänger und Ledergürtel zu entwerfen und zu fertigen.

"Ich habe einen Großhändler in Hamburg", sagt sie. "Das ist mein Paradies. Dort kaufe ich Material ein, das mir gefällt. Die Ideen kommen später." Die waschechte Hamburgerin, die vor vier Jahren mit ihrer Familie nach Meerbusch gezogen ist, fühlt sich "hier sauwohl". "Ich glaube es ist leichter, von Hamburg ins Rheinland zu ziehen, als umgekehrt.

Dennoch war es am Anfang schwer. "Ich habe nur mit der Kassiererin von Kaisers' ein paar Worte gewechselt", schildert sie. "Ich kannte niemanden." Das hat sich schnell geändert. Nach und nach hat sie die Mütter der Mitschüler ihrer Kinder kennengelernt. Über diese Kontakte ist sie zu den Soroptimist Meerbusch gekommen. "Das ist ein interessanter Kreis", beschreibt Roth. "So bekommt man Einblick in ganz andere Berufs- und Lebenswelten."

Außerdem ist die 41-Jährige nicht nur kreativ, sondern auch absolut unternehmungs- und reiselustig. "Viele Anregungen hole ich mir in Ausstellungen", sagt sie. In der Düsseldorfer Buchhandlung König kann sie einige Stunden verbringen. Und reisen, auch mal ohne Kinder, ist immer drin. "Dank der inzwischen gewachsenen Netzwerke können wir uns gut mit anderen Eltern absprechen", so die Designerin.

Eigentlich wollte Roth Grafikerin oder freie Künstlerin werden. "Ich habe meine Mappe an der Akademie in Hannover vorgestellt", erinnert sie sich. "Für die Freie Kunst hat es nicht gereicht. Aber meine Mappe sei perfekt für ein Textildesign-Studium, bekam ich zur Antwort."

Die Mischung von Kreativität und Handwerk stimmte – eine Mischung, die für sie heute noch stimmt. "Ich entwerfe meine Stücke und fertige sie am liebsten auch selbst", sagt sie und zeigt auf das Herzstück ihres Arbeitszimmers: die Nähmaschine. Auch wenn sie T-Shirts bedrucken lässt, findet sie immer noch ein pfiffiges Detail, das sie selbst aufbringt. "Die Applikationen übernehme ich", so Christina Roth, die gerade darüber nachdenkt, für das Frühjahr auch Tücher zu entwerfen.

Zweimal im Jahr organisiert sie eine Ausstellung in Hamburg. Zurzeit hat sie einen großen Teil ihrer Kollektion in der Düsseldorfer Boutique "Kleine Pioniere" – in einem eigenen Fach für ihr Design, dessen Markenzeichen eine kleine, silberne Feder ist. Auch bei "bellybutton" schätzt man ihre Arbeit.

"Ansonsten läuft viel über Mund-zu-Mund-Propaganda. Da ich kein eigenes Geschäft habe, kann ich viele Dinge preiswerter anbieten." Sie selbst schätzt für sich ebenfalls ausgefallene Kleidung. "Ich liebe auffällige Farben und Muster", sagt sie. Und die findet sie oft bei "Secondella", einem riesigen Second-Hand-Laden in Hamburg.

(RP)
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