„Pianist aus den Trümmern“ in Meerbusch Musikalische Botschaften für Frieden und Hoffnung

Der beeindruckende Auftritt des syrisch-palästinensischen Pianisten Aeham Ahmad berührte die Herzen der 500 Zuhörer.

 Aeham Ahmad, bekannt als „Pianist in den Trümmern“, spielte in der Christuskirche ein berührendes Konzert.

Aeham Ahmad, bekannt als „Pianist in den Trümmern“, spielte in der Christuskirche ein berührendes Konzert.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Es gibt diese Momente, in denen jeder spürt, dass gerade etwas Außergewöhnliches geschieht. In denen man denkt: welch ein Glück, dabei zu sein. Dieses Gefühl einte am Samstagabend die 500 Besucher des Benefizkonzertes in der Christuskirche.

Am Flügel sitzt Ahaem Ahmad, spielt und singt sein Konzert „Music for hope“. Nach kraftvollem Auftakt stimmt er ein Lied an, voller Klage und Trauer. Bilder vom Krieg flackern auf, von Trümmern, von der zerstörten Stadt Damaskus, der verlorenen Heimat von Aeham Ahmad.

Berühmt wurde er als „Pianist von Jarmuk“, der in den zerschundenen Straßen gegen Bomben und Terror anspielte. Bis der IS sein Instrument in Brand steckte und er um sein Leben fürchten musste. Dem syrisch-palästinensischen Künstler blieb nur die Flucht. Mit Frau und Söhnen fand er nach langer Trennung in Wiesbaden eine neue Heimat.

Verheilt sind die erlittenen Wunden nicht. Aeham Ahmad kann nicht anders, als seine Botschaft von der verbindenden Kraft der Musik zu beschwören und seinen Traum vom Frieden in die Welt zu tragen. Wie er das macht, ist atemberaubend. Der Flügel reicht ihm nicht, er setzt seinen ganzen Körper ein. Wickelt seinen Schal ab, wirft ihn in den Bauch des Instruments, das plötzlich ganz andere Töne hervorbringt, schlingt ihn wieder um den Hals. Er schnippt mit den Fingern und ruft: „Sing with me!“ Das Publikum stimmt mit einem gedehntem „Haah-aaah-haah“ ein, erst zögerlich, dann gefestigter. Rasant mixt Aeham Ahmad Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und das „Rondo Alla Turca“ mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“, bei dem wieder alle mitsingen.

Erzählt der Pianist Geschichten aus dem Krieg, tröpfeln Wehmut und Trauer in sein virtuoses Spiel. Aber es erklingt auch Beethovens „Ode an die Freude“ und dazu die Hoffnung „Alle Menschen werden Brüder.“ Sehr oft muss sich Aeham Ahmad verbeugen. Dabei klopft er sich ständig auf den Kopf, eine syrische Geste der Ehrerbietung, abgeleitet von „chapeau“.

Der Auftritt von Ahaem Ahmad war der Höhepunkt des Abends. Doch auch dessen erster Teil geriet genussvoll. Der passionierte Pianist Jeremias Mameghani, Anwalt für Asyl-, Ausländer- und Sozialrecht und Leiter des Musikprogramms, spielte Werke von Babajanyan und Chopin. Die Konzertpianistin Violina Petrychenko setzte dem galizischen Komponisten Vasyl Barvinsky, der zehn Jahre in einem sibirischen Gulag schmachtete, ein Denkmal.

Alica Müller (Klavier) und Roger Morelló Ros (Cello) überraschten mit der beschwingten „Suite Italienne“ von Stravinsky, das Duo Petrychenko/ Mameghani schloss schwungvoll mit polnischen Volkstänzen ab.

Organisiert wurde das Benefizkonzert vom Verein „Meerbusch hilft“. Mitbegründer Ulli Dackweiler sagte: „Uns eint das Engagement, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht.“ Hundert ehrenamtliche Meerbuscher Helfer kümmern sich um 3500 Bedürftige, die Betreuungsangebote werden durch Spenden finanziert.

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