Leverkusen Starker Anstieg von Rotavirus-Fällen

Leverkusen · Die Anzahl der gemeldeten Infektionen 2017 übersteigt laut IKK bereits die des gesamten vergangenen Jahres. Nach Meinung des Amtsarztes besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Schlimme Krankheitsverläufe seien äußerst selten.

Die Zahl der Rotavirus-Infektionen in Leverkusen ist verglichen mit dem Vorjahr deutlich nach oben geschnellt, dies geht der Krankenkasse IKK classic zufolge aus den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts für meldepflichtige Infektionskrankheiten hervor. "Wurden im gesamten Jahr 2016 in Leverkusen 27 Infektionen mit dem Rotavirus ärztlich festgestellt, so waren es dieses Jahr bis Anfang August bereits 38", berichtet Michael Lobscheid, Sprecher der Krankenkasse IKK classic. "Und die wirkliche Zahl der Infektionen dürfte noch wesentlich höher sein, da nicht jeder Betroffene zum Arzt geht und so in die Statistik einfließt." Der Brech-Durchfall sei hochansteckend und werde leicht übertragen.

Und er lasse sich zunächst kaum von einer Erkrankung mit Noroviren unterscheiden, die in Leverkusen weitaus häufiger vorkomme, erklärt Dr. Martin Oehler, Leverkusener Amtsarzt. Beide Viren verursachten dieselben Symptome und könnten sowohl zu einer leichten als auch zu einer schweren Erkrankung führen. "Aber bei Noroviren sind Beschwerden meist nach ein bis zwei Tagen abgeklungen, bei Rotaviren kann der Brech-Durchfall vier bis fünf Tage andauern." Weil die Patienten dadurch viel Flüssigkeit verlieren, könne es durchaus sein, dass ein Krankenhaus-Aufenthalt erforderlich werde.

Schlimme Verläufe durch eine Rotavirus-Erkrankung seien jedoch sehr selten. Tödliche Fälle habe es in Leverkusen in jüngster Zeit nicht gegeben. "2016 sind in ganz Deutschland neun ältere Menschen am Rotavirus gestorben", berichtet Oehler nach einem Blick ins Jahrbuch des Robert-Koch-Instituts. Gemessen an den bundesweit gut 22.700 gemeldeten Krankheitsfällen sei dies eine äußerst geringe Zahl.

Medikamente gegen das Virus gibt es laut IKK nicht. Der Arzt könne lediglich Mittel verordnen, die die Symptome lindern. Ganz wichtig sei es, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und viel zu trinken.

Für Säuglinge unter sechs Monaten gibt es seit einigen Jahren eine Schluck-Impfung, die von der Ständigen Impfkommission seit 2013 empfohlen wird. "Seitdem ist die Zahl der Erkrankungen zurückgegangen", sagt Amtsarzt Oehler. Angesichts der geringen Zahl der gemeldeten Erkrankungen könne es in einzelnen Jahren allerdings auf dem Papier vorübergehend wieder zu einem Anstieg führen. "Der ist aber nicht aussagekräftig, weil die Dunkelziffer sicherlich um den Faktor zehn höher liegt", schätzt er. Und im vergangenen Jahr seien ungewöhnlich wenig Fälle gemeldet worden.

Grundsätzlich helfe das Einhalten von Hygiene-Regeln - wie regelmäßig Hände zu waschen und Nahrung vor dem Verzehr gründlich zu reinigen - sich vor einer Ansteckung zu schützen. Angst vor einer Rotavirus-Welle sei unbegründet. "Die Hochsaison für die Erkrankung liegt immer in der ersten Jahreshälfte", betont Oehler. "Sie ist also schon vorbei."

Die Menschen sollten sich jetzt vielmehr auf die bevorstehende Grippewelle vorbereiten, die - wie jedes Jahr - voraussichtlich ab Oktober oder November kommen werde. "Eine Impfung sollte möglichst vorher erfolgen, ist aber noch bis in den Dezember hinein sinnvoll."

(sug)
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