Leverkusen Sponsoren für 199 Euro gesucht

Leverkusen · Wo die Bayer AG Zuschüsse kürzt, müssen Werksvereine neue Wege bei der Suche nach Geldgebern gehen. So will der TSV Bayer 04 kleine Unternehmen mit der Aussicht auf Imagegewinn und lohnende Kontakte gewinnen.

Manch älteres Mitglied des TSV Bayer 04 mag ob solcher Neuigkeiten wohl die Welt nicht mehr verstehen. Wo der Bayer-Konzern über Jahrzehnte großzügig Sponsorengelder in Millionenhöhe zur Verfügung stellte, wäre man an der Tannenbergstraße jetzt schon dankbar, wenn sich Menschen finden, die den Verein mit jeweils 199 Euro jährlich unter die Arme greifen.

Da es "immer schwieriger geworden ist, Unterstützer zu finden", haben sich Geschäftsführerin Anne Wingchen und ihr TSV Bayer 04 nun entschieden, diesen neuen Weg einzuschlagen. Zwar sei es "immer noch unser Ziel, Sponsoren zu finden, die eine möglichst große Summe zu Verfügung stellen", sagt sie. Aber es müssten eben nicht immer vier-, fünf- oder sechsstellige Beträge sein. Auch ein niedriger dreistelliger Betrag könne dem Verein bereits helfen.

Bei dem neuen Konzept, das der TSV ab Jahresbeginn unter dem Titel "Sportfreunde-Club" erprobt, geht es um besagte 199 Euro. Damit können sich Unternehmen als Sponsor einkaufen. Im Gegenzug gibt es vom Verein eine Reihe von kleineren Gegenleistungen: vom Willkommensschreiben über einen Aufkleber hin zu einem Werbeauftritt in der Smidt-Arena sowie Ticketgutscheine für Heimspiele der Erstliga-Handballerinnen und —Volleyballerinnen sowie der ProB-Basketballer des Klubs, die die Gönner für sich und Geschäftsfreunde nutzen können.

Kleinsponsoren als Zielgruppe

Die Wirklichkeit an der Schwelle zum Jahr 2012 ist nun einmal keine mehr, in der "der Bayer am Ende schon alles bezahlt". Diese Lektion haben die Werksvereine — nicht nur der TSV und nicht nur in Leverkusen — in den vergangenen Jahren in immer neuen Kürzungsrunden der AG gelernt. Erst Ende November gab der Konzern bekannt, dass ab 2015 nur noch der TSV und der RTHC als ortsansässige Werksvereine unterstützt werden.

"Kleinsponsoren" heißt nun für die Vereine das Wort der Stunde. Und im Fall des TSV sollen diese Kleinsponsoren zu einem Netzwerk verflochten werden, über das diese neue Kontakte knüpfen und gewinnbringend für ihr Unternehmen nutzen können. "Wir hoffen, mit diesem Modell kleineren Firmen, die nicht in der Lage oder gewillt sind, große Summen auszugeben, eine geeignete Plattform zu bieten", erläutert Wingchen und fügt an, dass Veranstaltungen des Vereins wie die Kinder-Olympiade oder der Fecht-Cup seit längerem bereits wesentlich durch kleinere Sponsoren finanziert würden.

Die Umsetzung des Konzepts erfolgt über die "SportfreundeClub Deutschland UG" in Braunschweig und deren Geschäftsführer Thorsten Bornhak. Der lobt im Vorfeld der Kooperation den TSV als "einmaligen Verein" mit beeindruckender Erfolgsbilanz.

Offenbar sind die Leverkusener so einmalig, dass keine Prognosen über den Erfolg der Aktion abgegeben werden. "Das Modell wurde zwar bereits in anderen Städten und Vereinen angewedet", berichtet Wingchen. Aber darunter seien keine Klubs gewesen, die eine ähnliche Struktur ausweisen wie der TSV mit seinem Spitzen-, Breiten- und Behindertensport in elf Abteilungen.

Ohnehin geht Wingchen ohne konkrete Ziele in die Kooperation: "Von unserer Seite stecken keine Erwartungen dahinter. Wir wollen das nun einfach mal ausprobieren", sagt die Geschäftsführerin. Nach sechs bis acht Wochen, also Mitte bis Ende Februar 2012, soll dann ein erstes Fazit gezogen werden.

(RP)
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