Bis zur WM 2026: DFB verlängert Vertrag mit Bundestrainer Nagelsmann
EILMELDUNG
Bis zur WM 2026: DFB verlängert Vertrag mit Bundestrainer Nagelsmann

Leverkusen Uni-Abschluss trotz Kind

Leverkusen · Drei Studenten der Technischen Chemie schildern ihren stressigen Alltag zwischen Hörsaal und Kind. Täglich meistern sie den Spagat zwischen familiären Verpflichtungen und dem eigenen akademischen Anspruch.

wiesdorf Roksana Slimok (31) studiert am Campus Leverkusen Technische Chemie. Ein sehr zeitintensives Studium – oft finden Tutorien erst am frühen Abend statt, dazu kommen die vielen praktischen Einheiten im Labor. "Oft bin ich Abends völlig am Ende und möchte nur noch aufs Sofa", sagt die junge Frau. Doch Zeit zum Ausruhen bleibt ihr kaum, denn Roksana ist Mutter einer neunjährigen Tochter. Täglich meistert sie den Spagat zwischen Hörsaal und Kind.

Kind stellt alles auf den Kopf

Damit ist sie nicht alleine, auch die Chemie-Studenten Nils Trendel (25) und Leonardo Maddamma (32) sind junge Eltern. Der drei Monate alte Nicolas hält Papa Leonardo Nachts auf Trapp und auch die zweijährige Zoe hat Bedürfnisse.

Die Schwangerschaft sei nicht geplant gewesen, gesteht Nils. "Ich weiß oft selber nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekomme", sagt er. Ohne Kompromisse funktioniere es nicht – seit einem Monat sehe er Tochter Zoe nur sehr selten. "In der Klausurenphase ist es besonders schlimm, zudem arbeite ich noch drei mal die Woche", viel Zeit für die Familie bleibe da nicht, bestätigt Nils.

Leonardo und seine Freundin entschieden sich bewusst für ein Kind. "Ich wusste, dass es stressig werden würde", besonders die pötzliche Verantwortung sei eine Umstellung gewesen, erläutert der junge Vater. Auch für den gelernten Chemikanten ist das Studium eine Herausforderung: "Ich merke, dass in den letzten Monaten viel Inhaltliches an mir vorbei läuft." Er rechne daher damit, ein Semester verlängern zu müssen. Besonders die abendlichen Tutorien seien kaum mit einer Familie vereinbar.

Tochter wartet daheim auf Mutter

Auch Geldsorgen sind den Dreien nicht unbekannt. "Ich bin seit sechs Jahren alleinerziehend und von Viktorias Vater gibt es keinerlei Unterstützung", klagt Roksana. Inzwischen wohnt die gebürtige Polin mit ihrer Tochter in einem Kölner Studentenwohnheim. Ähnlich ist die Lage bei Leonardo – er wolle sich nun an Einrichtungen wenden, die speziell Studierende mit Kind unterstützen.

"Als ich vor neun Jahren nach Deutschland kam, wurde mein polnisches Abitur nicht anerkannt", berichtet Roksana. Nach vielen Jahren Kellnerei entschied sie sich 2006 dazu, dass deutsche Abitur nachzuholen. Am Köln-Kolleg haben junge Eltern vormittags dazu die Möglichkeit. "Die Kleine war während der Zeit im Kindergarten", erzählt Roksana. Inzwischen gehe die Tochter in eine Ganztagsschule.

"Um 5 Uhr hat Viktoria schulfrei, dann muss sie alleine nach Hause gehen und dort auf mich warten", schildert die Mutter den Alltag. Da Viktorias Großeltern in Polen leben, sei sie immer schon in Betreuungseinrichtungen gewesen.

Was sie sich wünschen würden? "Mehr Zeit für Familie und Beziehung", sind sich alle einig. "Wenn es im Chempark erlaubt wäre, würde ich meine Tochter einfach mit ins Tutorium bringen, dann könnte sie dort Hausaufgaben machen und malen", sagt Roksana.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort