Leverkusen Ratlos auf Rathaus-Suche
Leverkusen · Rathaus-Galerie oder ECE-Center zu finden, dies fällt Leverkusenern und Auswärtigen leicht. Beim Weg zum Rathaus ist dies anders: Selbst nach fast zwei Jahren Betriebszeit kennen viele den Eingang nicht. Eine Spurensuche.
Die Geschicke der Gemeinden, die heute zu Leverkusen gehören, wurden in den vergangenen 100 Jahre in 20 verschiedenen Verwaltungsgebäuden entschieden. Ein historisch gewachsenes Wahrzeichen ist Leverkusens Rathaus heute jedoch nicht. Als futuristisches "Ufo", wie es die Leverkusener selbst nennen, schwebt es seit 2010 über der Wiesdorfer City, hoch oben auf der Rathaus-Galerie. "Man hat hier das Gefühl, das Rathaus sei Nebensache", sagt Henry Huang.
Für einen Termin im Bereich "Integration und Zuwanderung" im vierten Obergeschoss ist er in die City gekommen. Obwohl er auf seinem üblichen Weg zum Rathaus aus Richtung McDonalds direkt auf den Haupteingang mit dem weißen Zusatz "Rathaus" zukommt, empfindet er die Beschilderung als "irritierend".
"Sie sind aber sehr versteckt", so beschwerten sich neben Huang viele andere Besucher, die nach langem Suchen den Weg zum Eingang der Stadtverwaltung gefunden haben, berichtet man an der Rezeption des Rathauses. Da helfe auch der Infostand in der Rathaus-Galerie nicht weiter: Auf Nachfrage zeigt man dort Unverständnis für die Ratlosigkeit der Besucher — die Leute sähen das Schild "Rathaus-Galerie" und würden dann nicht mehr richtig schauen, wo genau sie hinmüssten.
Minimalistische Wegweiser
Zwar weisen über dem Infostand und über der nur wenige Meter entfernten Ausgangstür Schilder zum Ziel, doch hat man hier offenbar aus optischen Gründen auf Minimalismus gesetzt: Erst aus geringer Entfernung sind die kleinen weißen Buchstaben auf dunkelgrauem Grund zu erkennen. Zudem handelt es sich bei den beiden "Rathaus"-Schildern um die einzigen Hinweise im ganzen Einkaufszentrum "Rathaus-Galerie". Rund 70 Mal am Tag kommen nach Angaben der Service-Mitarbeiterin deshalb Ratlose auf dem Weg zur Stadtverwaltung an die Information des Konsum-Tempels.
Stadtverwaltung und Center-Betreiber ECE, der die Räumlichkeiten vermietet, erkennen die Situation bislang nicht als Zumutung für die Bürger: "Bei uns ist noch kein einziger Beschwerdebrief eingegangen", berichtet Center-Managerin Henrike Lorenz. "Wir können das jedoch gern prüfen."
Auch die Verwaltung der Stadt sieht kein Problem: Im Parkhaus seien schließlich ausreichend Schilder vorhanden. Tatsächlich wird einzig motorisierten Gästen des Rathauses ordentlich Hilfe geboten — große, gut lesbare Schilder weisen vom Erdgeschoss auf direktem Wege ins Parkdeck B, von wo aus man das Rathaus erreicht, wenn die Büros geöffnet sind. Ein Weg, den auch nutzen kann, wer zuvor in der Rathaus-Galerie war. Doch nur der Ortskundige weiß, dass der Aufzug vom Center aus ans Ziel führt: Nicht außen, nur innen im Fahrstuhl ist ein kleingedruckter Hinweis zu lesen, dass vom dritten Obergeschoss der Zugang zum Parkdeck und Rathaus möglich ist.
Bei Sitzungen des Rates, der Ausschüsse und Bezirksvertretungen muss der Bürger aber meist durch den Eingang im Erdgeschoss gehen. Die Türen an den Parkdecks sind nach allgemeinem Büroschluss zu.