Leverkusen Grotesk-unterhaltsamer Männerabend über "Unsere Frauen"

Leverkusen · Es sollte so ein richtiger Männerabend werden, so wie ihn die drei alten Freunde lieben. Die Karten sind schon gemischt, die Pizza bestellt. Doch der Radiologe Max und der Rheumatologe Paul müssen lange auf den dritten Mann warten.

Simon, Besitzer von 18 Friseursalons, kommt mit einer Dreiviertelstunde Verspätung bei Max an, angetrunken, aufgeregt und mit einer unglaublichen Nachricht. Er hat soeben seine Frau erwürgt! Jetzt erwartet er Loyalität von den Freunden, die er seit 30 Jahren kennt. Er braucht ein Alibi.

"Unsere Frauen" heißt die deutsche Version des Theaterstücks von Eric Assous, eine Produktion der Hamburger Kammerspiele (Regie führt Jean-Claude Berutti), die auf Einladung von KulturStadtLev jetzt in der Festhalle Opladen zu erleben war.

Tatsächlich erscheint keine Frau auf der Bühne, dennoch sind Frauen allgegenwärtig - in den Dialogen. Darin geht's auch um Freundschaft. Darf man, ja muss man für einen Freund lügen, wenn der in der Klemme steckt? Selbstverständlich, findet der harmoniebedürftige Paul. Als Arzt lüge er häufiger, wenn es widerwärtiger sei, die Wahrheit zu sagen. Max ist entsetzt von Simons Erwartung und lehnt ab, ein falsches Alibi zu geben. "Ist Freundschaft für dich so eine Art Versicherung?" So ernst das Problem ist, so witzig und grotesk sind die Dialoge. Ein unterhaltsamer Spaß, der den amüsierten Zuschauern dennoch einiges zu Denken gibt. Zumal sich die Situation zuspitzt, wenn Dinge ans Tageslicht kommen, von denen anfangs niemand etwas ahnte.

Das Stück lebt auch von den drei Typen, die hier wunderbar unterschiedlich gezeichnet sind. Justus Carrière gibt den kühlen Pragmatiker Max, der sich nicht moralisch unter Druck setzen lässt. Mathieu Carrière mimt den weicheren Paul, dessen Familienleben geordnet verläuft, scheinbar jedenfalls. Und Ulrich Bähnk ist kein Kind von Traurigkeit, wenn er sich nicht gerade in einer solch misslichen Situation befindet wie an diesem Abend. Doch er ist ohnehin größtenteils ruhig gestellt, weil er einige Beruhigungspillen zu viel einwirft.

Während er in Schlaf versinkt, heizt sich das Gespräch der beiden Mediziner-Freunde immer mehr auf. Ein ernster Gewissenskonflikt, wie würde man hier selbst entscheiden? Das pointenreiche Wortgefecht auf der Bühne entfernt sich allerdings immer mehr von der Frage.

(mkl)
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