Leverkusen Der Nebel irritiert

Leverkusen · Die Künstlerin Ann Veronica Janssens zaubert mit optischen Phänomenen. Die Einzelausstellung der belgischen Künstlerin im Museum Morsbroich wird bestimmt von Barock, Licht und Bewegung.

Optische Phänomene als Kunst
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Optische Phänomene als Kunst

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Foto: Uwe Miserius

Unbehaglich fühlen sich Museumsbesucher, wenn sie durch eine Schleuse aus Plastiklamellen in den total vernebelten Ausstellungsraum der oberen Etage eintreten. Nach anfänglicher Abwehr wird die Neugier siegen, man will wissen, wo die Begrenzungen sind und die diffuse Lichtquelle ergründen, die sich schlicht als Fenster entpuppt, dessen Scheiben mit roter Folie belegt sind, so dass alles in Farbe getaucht ist. Der Nebel irritiert und mag Assoziationen an plötzliche Unwetter im Watt hervorrufen.

Aber wer sich hinein begibt und genau hinschaut, sieht hinter die Kulissen. Das ist typisch für die belgische Künstlerin Ann Veronica Janssens, die im Museum Morsbroich ihre bisher umfangreichste Einzelausstellung hat. Sie verzaubert durch optische Phänomene, zeigt aber zugleich die technische Funktion.

Als er vor einem Jahr nach Leverkusen kam, hatte er einen Traum, erinnert sich Museumsdirektor Dr. Markus Heinzelmann. Der Traum von einer Ausstellung in dem barocken Schloss, die einzigartig die Themen des Barock, Licht und Bewegung aufnimmt. Genau das setzte Janssens mit ihrer Schau um. Sie brachte bereits existierende Werke aus der Zeit nach ihrem großen Durchbruch 1999, als sie den belgischen Pavillon auf der Biennale in Venedig vollständig vernebelte.

So ist die Schau, zu der ein umfangreicher Katalog in deutscher Sprache erschienen ist, einerseits Retrospektive. Zum anderen entstanden Arbeiten wie der Nebelraum speziell für diesen Ort. Der Titel "An den Frühling” mag verwirren zum kalendarischen Sommeranfang. Sie zitiert damit ein Schubertlied zu einem Text von Schiller.

Für die aktuelle Ausstellung wurden alle Lampen abmontiert. Ausgenommen in den abgedunkelten Räumen, in denen Lichtobjekte aufgestellt sind, beleuchtet nur das Tageslicht die Werke. Das verändert sich nicht nur mit dem Tageslauf, sondern auch mit dem Wetter und wird im Juni anders sein als zum Ende im September. Ein Element der Bewegung also. Das andere liefert der Betrachter selbst, der für Veränderung sorgt, wenn er hin und her geht. Sich beispielsweise dem schwarz spiegelnden konvexen Hohlkörper an der Wand nähert und aus einem bestimmten Abstand als Kugel wahrnimmt.

Ähnliche optische Täuschungen ergeben sich durch Scheinwerfer, die leicht vernebeltes Licht zu einem plastischen Stern formen. Es sind optische Alltagserfahrungen, die sich Ann Veronica Janssens zunutze macht. Auch damit knüpft sie an die Zeit des Barock an, als das Interesse der Wissenschaft erwachte. Man kennt die Wirkung konzentrisch geschliffener Edelstahlkreise. die sie unter anderem auf Fahrräder montierte. Zwei Exemplare können für Rundfahrten durch den Park ausgeliehen werden.

(RP)
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