Leverkusen Der Ekel-Rastplatz am Hornpottweg

Leverkusen · Lkw-Fernfahrer übernachten illegal in Schlebusch und Manfort. Die Stadt will gegen die Schlafgäste hart vorgehen.

 Gestern Morgen: Die Satellitenanlage ist empfangsbereit, der Fahrer kniet vor der Transportkiste und bereitet sein Essen vor, bevor er sich zum Schlafen in die vorgeheizte Kabine legt: Der Hornpottweg nahe Willy-Brandt-Ring wird oft als Rastplatz benutzt. Das benachbarte Wäldchen dient als Freiluft-WC.

Gestern Morgen: Die Satellitenanlage ist empfangsbereit, der Fahrer kniet vor der Transportkiste und bereitet sein Essen vor, bevor er sich zum Schlafen in die vorgeheizte Kabine legt: Der Hornpottweg nahe Willy-Brandt-Ring wird oft als Rastplatz benutzt. Das benachbarte Wäldchen dient als Freiluft-WC.

Foto: Schütz

Am Freitag gegen 9 Uhr am Hornpottweg zwischen Gartencenter Selbach und Lidl-Auslieferungslager: Es brummt in der Straße. Alle paar Minuten zieht ein Lastwagenfahrer durch. Nur einer parkt in Seelenruhe auf dem Seitenstreifen. Er kniet vor einer geöffneten Transportkiste, die unter dem Lkw-Auflieger hängt.

 Benutztes Toilettenpapier hängt am Hornpottweg in Kopfhöhe neben dem Bürgersteig im Brombeerstrauch, ringsherum liegen aufgerissene Abfalltüten.

Benutztes Toilettenpapier hängt am Hornpottweg in Kopfhöhe neben dem Bürgersteig im Brombeerstrauch, ringsherum liegen aufgerissene Abfalltüten.

Foto: Schütz, Ulrich (us)

Der Fernfahrer bereitet sich ein Essen vor. Der Lkw-Motor läuft im Leerlauf, heizt die Fahrerkabine auf, die gleichzeitig Essraum und Schlafzimmer ist. "Meine erlaubte Lenkzeit ist um. Ich esse jetzt und schlafe dann", sagt der Mann und verschwindet in der Kabine, auf der die kleine Satelitenschüssel empfangsbereit aufgerichtet steht. Gleich wird er die Gardinen zuziehen, dann wird für den Mann der Tag zur Nacht.

In den nächsten Wochen dürfte der Schlaf nicht allzu lange dauern. Das städtische Ordnungsamt will mit aller Härte gegen diese Lkw-Schlafgäste vorgehen, betonte ein Stadtvertreter am Donnerstag vor den Politikern der Bezirksvertretung III. Das Übernachten auf städtischen Straßen ist nach Leverkusener Satzung verboten. Der private Sicherheitsdienst soll die Einhaltung kontrollieren. "Die dürfen noch nicht einmal an mein Fenster klopfen", entrüstet sich der Fernfahrer. "Und was wollen die denn machen. Meine Fahrzeit ist um, ich darf gar nicht mehr ans Steuer."

Überhaupt kommt der ganze Frust über die Situation der Fernfahrer hoch. Es fehlen geeignete Rastplätze, die eben nicht überfüllt sind, wie es bislang meist der Fall ist. Gerade deshalb will die Autobahnbehörde Straßen.NRW ja unter anderem im Bereich Leverkusen weitere Lkw-Stellplätze bauen. "Wir Lastwagenfahrer sollten mal alle eine Woche in Urlaub gehen, dann verhungert Deutschland", brummelt der Fahrer im Weggehen noch.

SPD-Ratsherr Gerhard Masurowski hat die Diskussion ausgelöst. Die Situation am Hornpottweg und teils im Gewerbegebiet "Innovationspark Manfort" (früher: Wuppermann) sei inakzeptabel, sagt der Schlebuscher Politiker. Vor Ort sieht es tatsächlich schlimm aus. Im Wäldchen zwischen Hornpottweg und Eisenbahnlinie Opladen-Schlebusch-Köln liegen säckeweise Getränketüten, Konservendosen und Lebensmittelreste.

Das Ganze wird im Gestrüpp garniert mit benutztem Toilettenpapier, Damenbinden, menschlichem Kot und weggeworfenen Verpackungen des nahen Schnellrestaurants Burger King. Es gebe dort eine große "Pelztierkultur", behauptet Masurowski. Gemeint sind Ratten, die auch gerne mal die Müllsäcke aufreißen. Zwischen allem Müll ziehen sich zwei Wege durch das Wäldchen, die dann über die Gleise Richtung Werksgelände Dynamit Nobel führen.

Ab und an biegen Lkw-Fahrer vom Willy-Brandt-Ring ein, stoppen, springen aus dem Führerhaus, urinieren, und weiter geht es. Toll, wenn dann gleichzeitig der Kollege mit dem Lkw "Kompetenz durch Frische" vorbeirollt.

(RP/rl)
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