Langenfeld "Wir in Mitte schaffen Nachbarschaft"

Langenfeld · Angekoppelt an das CBT-Haus hat sich eine Initiative gegründet, die im anonymen Umfeld Begegnung fördern will.

Das Ziel ist klar: Das nachbarschaftliche Umfeld in Langenfeld-Mitte soll so gestaltet sein, dass sich die Menschen kennen, füreinander interessieren und sich vertrauen können und dadurch eine hohe Zufriedenheit im unmittelbaren Wohn- und Lebensumfeld entsteht. Doch was ist eine lebendige Nachbarschaft? Wie war es früher? Und wie kann eine gute Nachbarschaft als tragfähiges soziales Netz entstehen – in einer Zeit, in der es immer mehr Ältere und weniger Jüngere gibt und die Menschen möglichst lange in ihren vertrauten eigenen vier Wänden verbleiben möchten?

"Viele Menschen vermissen eine gute Nachbarschaft", berichtet Cäcilia Haverkamp, ehemalige Leiterin des CBT-Wohnhauses St. Franziskus an der Eichenfeldstraße. "Und darüber hinaus wird Seniorensicherheit zu einem immer wichtigeren Thema". So gründete die engagierte Ruheständlerin im Juli diesen Jahres zusammen mit interessierten Bürgern den Stadtteiltreff "Wir in Mitte". Die Initiative setzt sich in einem zunehmend anonymen Wohnumfeld für Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen zur Förderung von Gemeinschaften ein.

Ansprechpartnerin in der CBT-Wohnanlage ist Ulrike Kniep als Sozialraumassistentin für Projekte im Wohnumfeld Langenfeld-Mitte. "Ganz wichtig in einer funktionierenden Nachbarschaft ist, dass einer die Rolle des "Kümmerers" übernimmt, dass Ansprechpartner da sind und sich auch alle verantwortlich fühlen", sagt sie. "Manche Menschen wollen allerdings überhaupt nicht, dass sich jemand kümmert. Das muss man dann auch akzeptieren".

Eine der Teilnehmerinnen an den regelmäßigen Treffen der Initiative ist Irmgard Schätzer. Sie war bis vor 17 Jahren selbst im CBT-Haus als Altenpflegerin tätig und engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich. "Ich kenne zum Glück nur lebendige Nachbarschaften und möchte diese Erfahrungen weitergeben. Wenn zum Beispiel bei mir zu Hause bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht die Rollläden hoch sind, schaut meine Nachbarin nach", erzählt die Witwe. So fühle sie sich in der eigenen Wohnung gut aufgehoben.

Ähnlich ergeht es Gunda Zimmermann, die vor zwei Jahren im Wohnprojekt des CBT-Hauses weit weg von der Familie eine neue Heimat gefunden hat. Sie genießt das Gefühl, dass nicht ständig jemand nachfragt, aber eben doch nicht allein zu sein und Hilfe zu bekommen, wenn es nötig ist. Gibt es etwas, das sie vermisst? Ja – einen Menschen, der ihr hin und wieder mit dem Computer hilft.

So sind zwei weitere Projekte, die die Gruppe "ausgebrütet" hat, in Arbeit. In Zusammenarbeit mit der Richrather Bettine-von-Arnim-Gesamtschule soll eine Taschengeldbörse ins Leben gerufen werden. Dort wird es für kleines Geld kleine Dienstleistungen geben wie Hilfe beim Einkauf oder bei der Bedienung elektronischer Geräte. "Auf diese Weise können Jung und Alt zusammenfinden mit etwas, das beide Seiten interessiert", sagt die Netzwerk- und Dienstleistungsmanagerin Haverkamp. Dazu gehört auch der geplante Handy-Führerschein in Kooperation mit der Felix-Metzmacher-Schule.

"Lebendige Nachbarschaft lässt sich nicht verordnen. In vielen kleinen Schritten wollen wir Nachbarschaftshilfe wiederbeleben oder auch neu entdecken zum Wohle aller Beteiligten", so die 66-Jährige. Früher hängte man ein Handtuch über die Türklinke. Das bedeutete: "Bitte schaut einmal nach mir, ich könnte Hilfe gebrauchen!"

(ref)
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